Klassenlehrer und Corona-Skeptiker: Bei dieser Kombination ist Ärger vorprogrammiert. Trotzdem gibt es Lehrerinnen und Lehrer, die sich weigern, die Schutzmassnahmen im Schulzimmer umzusetzen. Mehr noch: Sie versuchen, Schüler und Eltern von ihren Ansichten zu überzeugen – einige Pädagogen sind deshalb ihre Jobs bereits los.
«Ich lebe auf einem Affenplaneten», klagt ein Ostschweizer Musiklehrer* in einem Skeptiker-Forum auf Telegram. «Ich bin soeben freigestellt worden.» Grund: Der Musiker will seinen Schülern weiterhin die Hand schütteln. Dafür wandte er sich mit einem Brief an die Eltern: «Ich habe entschieden, der Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit, den Kindern nicht die Hand zu schütteln, mit Ihrer Einwilligung nicht nachzukommen», schreibt er. Auf einem Talon sollten die Eltern dann ankreuzen, ob sie einverstanden sind. Kein Einzelfall.
Anti-Corona-Parolen auf Pausenplatz gemalt
Eine Lehrerin* für Textiles und Technisches Gestalten an einer Primarschule im Kanton Zürich ignoriert anfangs die Maskenpflicht einfach. «Ich habe den Kindern heute gesagt, dass ich in besonderen Situationen die Maske weglassen darf. Ich finde, jede Situation ist besonders», macht sie sich lustig. Auch 1,5-Meter-Abstand könne sie «selbstverständlich» nicht einhalten.
Mitte Oktober geht sie noch einen Schritt weiter. «Vielleicht bringt es etwas, wenn wir die Pausenplätze mit Kreide verschönern», schreibt sie ins Forum. «Hab gestern mal eine nächtliche Tour gemacht.» Sie hängt auch Beweisfotos an. «Liebe Kinder, zieht euch niemals eine Maske an», steht da auf Schulplätzen. Oder: «Knuddelt Omis und Opis.» Bei der betroffenen Primarschule in Pfäffikon ZH bestätigt man, die Nachrichten auf dem Pausenplatz gefunden zu haben. Die Lehrerin, die an einer anderen Schule angestellt ist, gibt zu, die Urheberin zu sein. Sie will sich aber nicht weiter dazu äussern.
Lehrerin Prisca Würgler organisierte eine Corona-Demo in Altdorf mit. Man respektiere das Recht auf freie Meinungsäusserung, schreibt ihr verantwortlicher Schulrat Ivo Wittwer dazu. Aber: «Bereits damals war uns jedoch das Konfliktpotenzial bewusst.»
Anfang November kam dann die Maskenpflicht. «Damit wurde eine rote Linie überschritten. Das ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit», sagt Würgler zu BLICK. Ihr werde unter der Maske schlecht. Überhaupt: «Der Anblick maskierter Menschen tut mir auch seelisch nicht gut.» Sie habe ein ärztliches Attest. Eine Gefahr für andere sei sie nicht, sie sei auch bereit gewesen, die anderen Schutzmassnahmen mitzutragen.
Lehrerin mittlerweile freigestellt
Der Schulrat schreibt: Man habe «umfangreiche Massnahmen» auf dem ganzen Schulareal erlassen. So sollte der Unterricht «sowohl in Anerkennung des vorliegenden Arztzeugnisses als auch unter Berücksichtigung der geltenden Schutzvorschriften» weitergehen. Am Ende scheiterte die Zusammenarbeit trotzdem: Die Lehrerin ist freigestellt. Die Organisation der Demo und in diesem Rahmen «öffentlich gemachten Aussagen» hätten zu diesem Schritt geführt, so der Schulrat.
Beim Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV und dem Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz heisst es auf Anfrage: Es handle sich hier um Einzelfälle. Zwar bringe die Maske tatsächlich Einschränkungen im Unterricht. Aber: Das Wichtigste sei, dass die Schulen nicht mehr geschlossen werden müssen.
* Namen der Red. bekannt