Wer ein Testzentrum betreibt, macht zurzeit den grossen Reibach: Da Kosten und Aufwand relativ gering sind, können Besitzer von Testzentren hoch dotierte Margen einkassieren. Denn der Bund entschädigt die Tests mit bis zu 36 Franken – sechs Franken entfallen dabei allein auf das Testmaterial. Dies zeigen Recherchen von Watson.
So verlangen chinesische Firmen für die Antigen-Testkits, die in der Schweiz zugelassen sind, einen Bruchteil dessen, was die Testzentren beim Bund weiterverrechnen.
Bund zahlt Neunfaches für Antigen-Testkits
Eine chinesische Herstellerin ebendieser Testkits verrät, dass die Kosten für einen Antigen-Test zurzeit bei umgerechnet 0.65 bis 1.40 Schweizer Franken liegen. Die Preise würden unter anderem von der bestellten Menge abhängen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erklärte letzte Woche, dass den Testzentren Materialkosten von höchstens sechs Franken, also das Neunfache des Ursprungspreises, verrechnet werden dürfen. Hierbei müssten die Testzentren allfällige «direkte oder indirekte Vergünstigungen» weitergeben – was aber nicht immer passiert. So würden laut der Newsplattform einzelne Testzentren für Material und Aufwand den vollen Betrag von 36 Franken verrechnen, obwohl die Testkits kostengünstiger erworben wurden.
Hohe Testkapazität rechtfertigt hohe Preise
FDP-Nationalrat Marcel Dobler wusste bereits im Dezember von den Testkit-Tiefstpreisen auf den chinesischen Märkten und erklärte jüngst, dass der Preisüberwacher hier in der Pflicht sei zu reagieren. Dieser intervenierte vor gut einem Monat bereits beim Bundesrat, welcher für eine Anpassung der Tarife zuständig ist.
Die Tarifsetzung sei eine «Gratwanderung», erklärt das BAG daraufhin. Einerseits müsse man die notwendigen Testkapazitäten sicherstellen, andererseits die «effizienteste Leistungserbringung vergüten». Momentan werden in der Schweiz täglich durchschnittlich 80'000 Corona-Tests durchgeführt. Um diese hohe Testkapazität zu ermöglichen, übernehme der Bund die hohen Kosten von 36 Franken pro Test, so der Bundesrat. Denn wenn der Bund den Testzentren weniger zahlen würde, dann drohten die Testzentren einzugehen – was alles andere als zielführend sei, erklärt das Bundesamt.
FDP-Politiker Dobler erwähnt in diesem Zusammenhang eine Idee des Epidemiologen Marcel Salathé: Der Bund soll der Bevölkerung die Antigen-Selbsttests für zu Hause zur Verfügung stellen. So würde man auf einen Schlag zwei Probleme lösen: Die Quarantänezeit könnte verkürzt werden, und es müssten nicht alle Menschen einen teureren Antigen-Test in einem Testzentrum machen. Diese Änderung könnte der Bundesrat sogar selbstständig umsetzen, denn das Covid-Gesetz erlaubt ihm, die Kostenübernahme zu regeln. (chs)