Frau X.* aus Zürich fühlte sich nicht gut und wollte den Verdacht ausräumen, dass Covid dabei eine Rolle spielen könnte.
Es musste schnell gehen, also suchte sie nach einer Testmöglichkeit in der Nähe. Ihre Wahl fiel auf das «Corona Testcenter».
Dort entschied sie sich für den PCR-Test – also keinen Antigen-Schnelltest, sondern einen, der eingesandt und im Labor analysiert wird. Mit dessen Ergebnis kann man auch ein Zertifikat erhalten, wie es für Orte gebraucht wird, an denen 2G verlangt wird, also der Nachweis, geimpft oder genesen zu sein.
Bei Symptomen zahlt eigentlich Krankenkasse
Wer wie Frau X. Covid-Symptome zeigt, für den übernimmt der Bund via Krankenkassen die Kosten. Nur wusste X. das zu diesem Zeitpunkt nicht. Daher bezahlte sie die 99 Franken für einen PCR-Test aus der eigenen Tasche.
Genau auf diesem Nichtwissen basiert das Geschäftsmodell mancher Testanbieter: Sie lassen ihre Kunden für etwas bezahlen, das es auch gratis gibt.
Tests werden in Österreich ausgewertet
Den Grund, aus dem die Betreffenden für ihren Test selbst zahlen müssen, nennt das «Corona Testcenter» im Kleingedruckten – online und vor Ort: «Wir weisen Sie darauf hin, dass die PCR-Testungen an unseren Stationen im Ausland (Österreich) analysiert werden, und daher können diese Testungen in indizierten Fällen auch nicht mit den schweizerischen Krankenkassen abgerechnet werden.»
Man wird also im Inland getestet, bekommt aber ein ausländisches Testresultat. Das hat eine weitere unangenehme Folge: «Im Ausland getestete Personen haben kein Anrecht auf ein Schweizer Genesenen-Zertifikat.» Auch dies erläutert das Testcenter im Kleingedruckten.
Dass ein Teil der Analyse im Ausland durchgeführt wird, ist gemäss Bundesrecht nicht verboten.
Ausgaben für Nichts
Für Frau X. jedoch bedeutete all das einen Reinfall. Sie zahlte fast 100 Franken für etwas, was sie auch umsonst hätte haben können, bekam dafür aber nicht einmal ein Schweizer Zertifikat.
Michael Albertini ist der verantwortliche Mediziner des «Corona Testcenter». Der Hausarzt mit Praxis in St. Gallen reagierte nicht auf Mails und SMS. Am Telefon wollte er keine Fragen von SonntagsBlick beantworten.
Behörden wollen eingreifen
Manche Behörden wollen dem Treiben solcher Privatanbieter nicht länger zuschauen. Die Zürcher Gesundheitsdirektion teilte auf Anfrage mit, man sei sich «der geschilderten Problematik durchaus bewusst» und «arbeite mit Hochdruck daran».
Zwar habe der Bund in einem anderen Fall die Zusammenarbeit mit einem ausländischen Labor gutgeheissen. «Sowohl der Bund als auch der Kanton Zürich müssen dieses Vorgehen nun aber neu beurteilen und eine Verbesserung erwirken», schreiben Natalie Ricklis Gesundheitsbeamte. Deutlicher werden sie nicht.
Für Frau X. aus Zürich endete die Erfahrung mit diesem Geschäftszweig so unschön, wie sie begonnen hatte: Zu allem Überfluss hatte sie einige Zeit nach dem teuren Test auch noch das Contact Tracing an der Strippe. Natürlich jenes aus Österreich.
* Name bekannt