«Zustand noch desolater als vermutet»
Berner Dachverband fordert Rücktritt von Tierschutz-Präsidentin Nicole Ruch

Der Machtkampf beim STS geht in die nächste Runde. Die Präsidentin Nicole Ruch sah sich bisher mit happigen Vorwürfen konfrontiert. Sie verhalte sich wie «eine Alleinherrscherin», so die Mitarbeitenden. Jetzt wird sogar ihr Rücktritt gefordert.
Publiziert: 05.09.2023 um 16:32 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2023 um 09:17 Uhr
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STS-Präsidentin Nicole Ruch führe autoritär und intransparent – so die Vorwürfe des Vorstands.
Foto: Keystone

Die Chefin des Schweizerischen Tierschutzes (STS) steht seit geraumer Zeit unter Beschuss. Aktive und ehemalige Mitglieder des Zentralvorstands – eine Art Verwaltungsrat des Verbands – erheben happige Vorwürfe gegen Nicole Ruch (55). Es geht um finanzielle Unregelmässigkeiten, einen Haufen Kündigungen und einen intransparenten Führungsstil. Jetzt eskaliert der Machtkampf. Die Präsidentin wird zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. 

Der Dachverband Berner Tierschutzorganisationen (DBT) schreibt in einer Mitteilung am Dienstag: «Wir legen der Präsidentin nahe, im Interesse der Tiere, des Tierschutzes und der für das Wohl der Tiere mit grossem Engagement arbeitenden Sektionen des STS, umgehend selbst zurückzutreten und Platz für einen Neuanfang zu schaffen.»

Ansehen des Tierschutzes in Gefahr

Der Führungsstil beim STS bereite dem DBT schon seit Jahren Sorgen. Die bisherigen Vorstösse seien jedoch ignoriert worden. Doch die Berichte diesen Sommer hätten nahegelegt, dass die Vermutungen richtig seien.

Der DBT habe bereits im Juli einen Antrag auf Abberufung der Präsidentin gestellt. «Die neuen Enthüllungen legen nahe, dass der Zustand des STS noch desolater ist, als wir ohnehin schon vermuteten.» Denn Kündigungen von engagierten Mitarbeitern mit «klarem Reformwillen» würden dem Ansehen des Tierschutzes schaden.

Zwei Kritiker suspendiert

Zuletzt hatte der STS zwei prominente Vorstandsmitglieder suspendiert: SP-Nationalrätin Martina Munz und ETH-Agraringenieur Michel Roux. Der Grund: Munz und Roux hätten «wiederholt das Kollegialitäts- und Loyalitätsprinzip verletzt».

Die beiden Suspendierten hatten Ruch wiederholt kritisiert. «Die Präsidentin verhält sich wie eine Alleinherrscherin. Sie und ihre Leute führen den Verband autoritär und intransparent», sagte SP-Nationalrätin Munz zu SonntagsBlick. Ihrer Meinung nach sei die Suspendierung ein «Racheakt». «Mit dem Ausschalten der Personen, die auf Missstände aufmerksam machen, können die Probleme nicht behoben werden.»

Das sieht nun offenbar auch der DBT so. Ob Ruch der Forderung nachkommt, wird sich zeigen. (man)

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