Die Führungskrise beim Schweizer Tierschutz (STS) hält an. SP-Nationalrätin Martina Munz und ETH-Agraringenieur Michel Roux wurden als Mitglieder des Zentralvorstands suspendiert. Munz und Roux hatten im Juni heftige Kritik an STS-Präsidentin Nicole Ruch öffentlich gemacht: Sie warfen ihr und ihrer Gefolgschaft autoritäre Führung und eine Kultur der Intransparenz vor. Jetzt wurden sie verbandsintern kaltgestellt.
Der damit vollends eskalierte Machtkampf ist ein Trauerspiel. Indem sich die Verbandsspitze mit sich selbst statt mit dem Tierwohl beschäftigt, beschädigt sie das wichtigste Gut des STS: die Glaubwürdigkeit. Das ist deshalb besonders schlimm, weil der spendenfinanzierte Verband auf Goodwill angewiesen ist.
Zwar betont das Lager von Präsidentin Ruch, dass der Tierschutz unter der Leitung der seit November 2021 amtierenden Betriebsökonomin und Credit-Suisse-Bankerin so viele Spenden eingenommen habe wie nie zuvor. Doch das reicht nicht. Mit den Querelen werden letztlich Geldgeberinnen vergrault. Die STS-Spitze täte gut daran, die von den Kritikerinnen und Kritikern angeprangerten Missstände ernsthaft zu prüfen. Sonst droht das Image des Tierschutzes aufgrund von Egos und persönlichen Streitereien dauerhaft Schaden zu nehmen.