In Wimmis BE gibt es nur ein Thema bei den 2700 Einwohnern: Die über 660'000 Liter Trinkwasser, die in der Nacht auf Mittwoch zwischen 18 und 5 Uhr aus dem Versorgungsnetz beziehungsweise aus dem Wasserreservoir verschwunden sind. Alle fragen sich: Wo ist das ganze Wasser hin?
Die Gemeinde hatte gar einen Hilferuf auf Facebook gestartet und geschrieben, dass es ein Mehrverbrauch von über 1000 Liter pro Minute über rund elf Stunden waren. Und: «Ein so grosser Bezug ist praktisch nur ab einem Hydranten möglich.»
Von denen gibt es in Wimmis 158 Stück. Sie sind mit einem Schlüssel zu öffnen, den man im Handel erwerben kann. Eine Spur, etwa zu einem Dieb, gibt es nicht.
Gemeinde ist ratlos
Gemeindeverwalter Beat Schneider (47) sagt zu Blick: «Wir stehen vor einem Rätsel.» Man habe nirgends einen Hinweis gefunden, auch nicht bei Bauern. «Wir wissen auch nicht, ob es eine böswillige Aktion war.» Ebenfalls werde diskutiert, ob ein Auswärtiger oder ein Lausbubenstreich dahinterstecke. Man gehe aber nicht davon aus, dass jemand seinen Pool gefüllt habe. «Das müsste ja ein Schwimmbad sein.»
Vor einem Rätsel steht auch Markus Hiltbrand (54), seit 16 Jahren Brunnenmeister. «So etwas habe ich noch nie erlebt», erinnert er sich, als er den Alarm erhielt und zum Reservoir fuhr. «Das war kein schöner Moment, diesen tiefen Wasserstand zu sehen.» Bei einem Brand wäre es für die Feuerwehr «wohl knapp geworden mit dem Wasser».
Brunnenmeister bis tief in die Nacht unterwegs
Er habe sofort die nötigen Vorkehrungen getroffen. Dann habe er das ganze Dorf nach einem Leck abgesucht – bis 3.30 Uhr morgens. «Doch es war nichts zu finden», so Hiltbrand.
Er ist sicher: «Da hat nicht einfach jemand den Wasserhahn laufenlassen.» Er sei seit dem Vorfall nun immer etwas kribbelig, wenn das Telefon klingle. «Wir wissen die Ursache nicht. Und wir wissen nicht, ob es nochmals vorkommt – das macht mir Angst.»
Plötzlich schlechter Wasserdruck
Vor etwa fünf Jahren habe es schon mal einen Vorfall gegeben, sagt Ivan Kolly (65), der am Dienstag als einzige Person den Brunnenmeister über den schlechten Wasserdruck informiert hatte. «Damals war es jedoch ein Defekt an einer Pumpe und nicht ein Dieb», so der Pensionär.
Sein Haus ist eines der ersten unter dem Reservoir. «Bei einem Problem sind wir deshalb zuerst betroffen», sagt Kolly. «Es ist natürlich unangenehm, wenn man das WC nicht mehr spülen kann.» Am Mittwochmorgen habe wieder alles normal funktioniert.
Nicht alle haben es bemerkt
Sein Nachbar Andreas Oesch (70) hat den Vorfall nicht bemerkt: «Da ich nicht so viel zu Hause war», so der Rentner. Er habe geschmunzelt, als er davon vernommen habe. «Vielleicht hat ein Bauer viel Wasser gebraucht. Doch ich möchte niemanden beschuldigen!»
Derweil fragt sich Dorfbewohnerin Cornelia Zurbrügg (51): «Wie kann das heutzutage überhaupt passieren?» Sie sagt, sie habe Glück gehabt: Sie beziehe das Wasser von einer anderen Quelle.
Laut dem Gemeindeverwalter habe man bisher auf eine Anzeige gegen Unbekannt verzichtet. Denn: Der Schaden sei mit «zirka 100 Franken für den Pumpstrom» relativ klein, so Schneider. Und das Quellwasser sei grundsätzlich gratis. «Das Problem ist das Versorgungssystem, wenn in so kurzer Zeit so viel Wasser weg ist.» Man hoffe, dass man den Fall bald klären könne.
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