In Niederwil AG geht es heisser zu und her als sonst. Nicht nur wegen der Hitze. Denn die Gemeinde verbietet den Bürgern bereits im zweiten Sommer hintereinander, Rasen und Gärten zu bewässern, Autos zu waschen oder Pools zu füllen. Diese Auflagen sollen helfen, dass die Versorgungssicherheit auch im Sommer gewährleistet ist und der Grundwasserspiegel nicht noch mehr sinkt.
Das kommt nicht überall gut an: «Irgendetwas geht da langsam nicht mehr auf», sagt Hanny Kull (75), als sich Blick im Dorf umhört. «Wir können nicht immer neue Wohnblöcke bauen und meinen, dass es dann besser wird mit dem Wasserverbrauch.»
«Hin und her tragen bringt ja nichts»
Bei ihrem Pool hat sie sich an die Auflagen gehalten, wie sie sagt. «Der wurde zum Glück noch mit Regenwasser gefüllt.» Aber Hanny Kull räumt ein: «Ich giesse meinen Garten weiterhin mit dem Gartenschlauch. Es bringt ja nichts, wenn ich die Spritzkanne mit dem Schlauch fülle und sie dann hin und her trage.»
Der pensionierte Landwirt Adrian Schwegler (65) hat kein Problem mit Wassermangel. Denn er hat ein Schlupfloch gefunden, wie er trotz Verboten ans kostbare Nass kommt. «Ich kann bei einem Bauern-Kollegen, der eine Quelle besitzt, Wasser holen.» Und: Schwegler hat aus diesem Exklusiv-Zugang ein Geschäftsmodell gemacht. Er füllt beim Kollegen 1000-Liter-Tanks mit Wasser und geht mit diesem dann Pools auffüllen. «Ich helfe damit den Leuten, die ihren Pool nicht selber füllen können». Bis zu 20 Bürgern habe er dieses Jahr schon den Pool gefüllt. «Zu einem Aufwandspreis von 50 Franken pro 3000 Liter», sagt Schwegler.
Kampf gegen das Austrocknen
Gemeindeammann Norbert Ender verweist gegenüber Blick auf das Projekt «Wasser 2035». Bis dahin soll das Wasser-Problem gelöst sein. Konkret: Die Wasserversorgung vom Bünz- und Reusstal soll verbunden werden. Dann erhält die Gemeinde Zugang zu den mächtigen Grundwasserströmen im Aare- und Seetal. So würde es auch in Trockenphasen jeweils genug Wasser haben.
Genug Wasser hat jetzt schon Alex Gisler, Inhaber der Gärtnerei Gisler in Niederwil: «Wir haben glücklicherweise ein grosses Dach und seit jeher Regenwasserbecken.» Auch Bruno Zurfluh (75) kann seinen Garten mit Regenwasser giessen. «Zusammen mit meiner Frau brauchen wir dafür jeden Tag eineinhalb Stunden», sagt der pensionierte Postangestellte. Und: «Wir verwenden sowieso nur eine Spritzkanne.» Damit treffen Zurfluh die Massnahmen der Gemeinde nicht. Auch das Projekt «Wasser 2035» findet er gut, aber: «Man hätte dies vielleicht früher umsetzen sollen.»