Ein schwelender Konflikt im Oberwallis ist eskaliert: Auf einer Wiese im Leukergrund ist es während des Wässerns zum Streit zwischen drei Bauern gekommen. Zunächst kam es zu üblen Beschimpfungen und Anfeindungen. Danach kochten die Emotionen hoch: Die Bauern wurden handgreiflich.
Die wüste Szene ereignete sich im vergangenen Juni, berichtet der «Walliser Bote». Eine der drei involvierten Personen bestätigte den Vorfall. Zu einer Anzeige sei es bislang nicht gekommen.
Vögte verweigern offenbar faire Verteilung
Wie konnte es so weit kommen? Der Ursprung des Konflikts liegt in der Verteilung des Wässerwassers. Demnach fühlen sich mehrere Bewirtschafter landwirtschaftlicher Böden ungleich behandelt.
Mehr zur Landwirtschaft
Der Vertrag, der die Verteilung des Wassers regelt, ist fast hundertjährig. 1924 wurde den Bauern eine bestimmte Wassermenge während eines bestimmten Zeitraums zugesprochen. Seither hat sich allerdings viel getan. Viele betroffene Böden wurden überbaut. Die Landwirtschaft erfuhr einen massiven Rückgang. Der Vertrag sei nie an die neuen Gegebenheiten angepasst worden.
Deshalb stehen die Wasservögte in der Kritik. Sie verwalten die drei betroffenen Wasserleiten Meretschi, Ill und Alte Leukersuone. Gemäss Quellen des «Walliser Boten» verweigern die Wasservögte allerdings eine Neuverteilung des Wässerwassers. Wohin nun das Wasser fliesst, das ursprünglich für landwirtschaftliche Zwecke vorgesehen war, bleibt unklar. Es stehe die Vermutung im Raum, dass das Wasser in einer kleinen Gruppe nach Belieben umverteilt werde oder dass es ungebraucht abfliesse.
Wasserzinsen gehen bachab
Auch für die Gemeinde Leuk VS sei die Situation unbefriedigend. Wegen des veralteten Systems sollen jedes Jahr Wasserzinsen verloren gehen, die der Stromproduzent Agressa AG, der das Wasser für das Gebiet Leukergrund liefert, an die Konzessionsgemeinden entrichten würde.
Das Anliegen, den Vertrag zu erneuern, kam erstmals 2011 auf den Tisch. Seit Mai dieses Jahres finden Gespräche und Vorbereitungen statt.
Auf einer behördlichen Ebene scheint das Problem allmählich angepackt zu werden. Bei den Bauern vor Ort steigt der Puls allerdings offenbar an, wie die Prügelei vom Juni zeigt. (bab)