Gold, Silber und Bronze! So etwas hat es noch nie gegeben: Die Schweizer Frauen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand schafften am Dienstag die Sensation in Tokio und feierten einen Dreifachsieg. Das, nachdem am Montag Mathias Flückiger schon mit Mountainbike-Silber vorgelegt hatte.
Die Freude über den historischen Erfolg ist in der Schweizer Mountainbike-Szene gross. Diese wächst zurzeit stetig. Immer mehr Leute begeistern sich für den Outdoor-Sport. Doch was ist der Reiz daran, über felsige Wege zu brettern und dabei noch Kopf und Kragen zu riskieren? Blick hat drei MTB-Enthusiasten getroffen und mit ihnen über ihre Faszination gesprochen.
Von jung auf auf dem Velo
«Ein Leben ohne Bike kann ich mir nicht vorstellen», meint Diana Marggraff (37), Mountainbike-Coach aus Oberried bei Niederscherli BE. «Meine Eltern waren beide Profi-Schützen und haben uns sportlich sehr gefördert. Mein Vater ist auch Motorrad gefahren, aber das war ihm zu gefährlich für seine Kinder. Deswegen haben wir ein Velo gekriegt.» Ihr Bruder habe so mit dem Radsport begonnen, und sie habe es ihm gleichgetan. Zwölf Jahre lang sei sie unter anderem sogar professionell Mountainbike gefahren.
Noch immer sitzt die Doppelbürgerin so oft wie möglich auf dem Sattel – mittlerweile sei sie jedoch etwas besonnener geworden: «Früher habe ich das Risiko mehr gesucht, jetzt als Trainerin beschränke ich es auf ein Minimum.»
Biken als perfekte Alternative
Den Berg hochfahren – das ist für Marggraff der mühsame Teil ihres Hobbys: «Man muss sich die Abfahrt verdienen.» Velo-Freak Joseph «Hechti» Jäger (35) aus Liebefeld BE erspart sich diese Strapazen. Er ist leidenschaftlicher Downhill-Fahrer und fährt jeweils mit den Bergbahnen hoch: «Wegen meinen Knien musste ich aufhören mit Basketball. Darum habe ich mit dem Biken begonnen. Jedoch hatte ich beim Hochradeln immer Schmerzen, daher überspringe ich diesen Part und fahre Downhill.»
Während andere diesen Sport für den Nervenkitzel ausüben würden, sagt er über seine Motivation: «Für mich geht es um die Kombination aus Selbsteinschätzung und Risiko.» Mittlerweile hält der gelernte Velomech in seiner Disziplin sogar einen Rekord: Er ist innert 24 Stunden ganze
100-mal den Gurten runtergeblocht.
Von E-Bike zurück aufs normale Bike
Thomas Aegerter (45) aus Belp BE wiederum ist eher der klassische Mountainbiker. «Velofahren ist für mich Freiheit. Man kann schwitzen, leiden und dabei die Natur geniessen. Es ist einfach nur schön», so der Veloverkäufer. «Ich bike jetzt seit fünf Jahren und habe eigentlich damit begonnen, weil ich abnehmen wollte.»
Mit einem E-Bike habe er seine ersten Runden gedreht, unterdessen ist der Berner topfit und erklimmt mit dem unmotorisierten Zweirad jeden Berg. Zum Glück lebe er für sein Hobby auf dem richtigen Fleckchen Erde, meint Aegerter schmunzelnd: «Die Landschaft ist toll, und wir haben wunderschöne Trails. Für mich ist die Schweiz ein wahres Mountainbike-Mekka!»