Wer steckt hinter dem Olympia-Märchen von Jolanda Neff (28)? Klar, ihre Trainer und ihr Team. Auch ihre Familie, logisch. Ganz sicher aber auch Luca Shaw. Der 24-jährige US-Boy ist seit Sommer 2018 der starke Mann an der Seite der St. Gallerin. «Als ich ihn erstmals sah, war es schon ein Flash, wie ein Blitz», erzählte Neff einst.
Kennengelernt habe sich Neff und Shaw bei einem Weltcup-Event im Sommer 2018. Sie, die Cross-Country-Fahrerin und er, der wilde Downhiller. Shaw über ihre erste Begegnung: «Jolanda kam mit einer Freundin zu unserem Team-Bus und hat gefragt, ob wir noch eine Mütze für sie hätten. Ich selbst hatte keine, aber ich habe ihr gesagt, wenn sie zurückkomme, bekomme sie dann eine Mütze.»
Gesagt, getan. Neff: «Ich dachte zuerst, Luca sei ein Mechaniker, habe erst später herausgefunden, dass er nicht nur ein Fahrer ist, sondern sogar ein sehr guter, einer der besten. Es hat sofort gepasst zwischen uns.»
«Kann ihm nicht genügend danken»
Kurz vor Weihnachten 2019 wurde das Mountainbike-Glück dann auf eine harte Probe gestellt. Neff verletzte sich beim Training in Shaws Heimat schwer – sie brach sich Rippen, die Lunge kollabierte und ihre Milz wurde entfernt. «Ich war im Überlebensmodus», erzählte sie.
Was Neff dabei nicht hervorheben wollte: Ihr Freund schlief wochenlang im Spital auf einem Sofa neben ihr. «Er und seine Familie haben sich während 24 Stunden pro Tag um mich gekümmert. Ich kann ihnen nicht genügend danken.»
Shaw ist Freund und Downhill-Tippgeber
Neff erholte sich von ihren Verletzungen, lebte monatelang bei ihrem Liebsten in den USA, war wegen Corona und den Reisebeschränkungen aber auch oft lange von ihm getrennt.
Und heute? Da darf sich Shaw freuen. Seine Liebste ist Olympiasiegerin – auch, weil er ihr einige Kniffs und Tricks bei Abfahrten beibringen konnte. «Er hat einen ganz grossen Anteil an diesem Erfolg – in jeder Beziehung. Ich hätte auch Letzte werden können – Luca hätte mich genau gleich gern. Es könnte nicht schöner sein.»
Noch müssen sich die Neff und Shaw gedulden, ehe sie sich in die Arme nehmen können. Umso herzlicher dürfte das Wiedersehen ausfallen.