Jubel und Tränen in Tokio bei den Podest-Heldinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand. Ihre Erfolge und emotionalen Statements begeistern die ganze Schweiz. Vorallem in den Heimaten der Bikerinnen wirds ein Tag, den man nie mehr vergisst. Blick ist vor Ort. Beispielsweise in Thal SG, wo Neff herkommt.
In der Ochsen-Beiz knallen die Champagnerkorken. Das ganze Dorf ist in Aufruhr und mega stolz. Alle kennen hier Jolanda, auch wenn sie inzwischen nicht mehr in Thal wohnt, sondern in Goldach. Ex-Nachbar Thomas Keel verrät, dass Neff sich trotzdem noch oft im Dorf zeigt und im Ochsen ab und an Ghackets und Hörnli isst. «Jolanda ist eine ehrliche, ehrgeizige, bodenständige, super Frau», sagt Keel. Jedesmal, wenn er Jolanda ein Glas Wein angeboten habe, habe sie dankend abgelehnt. Zu seriös sei sie.
Thals Gemeindepräsident Felix Wüst hat sich via SMS bereits bei der berühmtesten Tochter des Dorfes gemeldet. «Wir dürfen hier alle stolz sein, eine geniale Leistung.» Am liebsten würde er auch schon den Empfang organisieren, aber da gibts eventuell ein kleines Problem. Weil Jolanda jetzt in Goldach wohnt, sind die beiden Ostschweizer Gemeinden plötzlich in Konkurrenz zu einander. Da brauchts wohl noch ein bisschen Koordination und Abstimmung.
«Es ist gewaltig, wie Jolanda das auf die Reihe gekriegt hat und das ganze Rennen durchgehalten hat», sagt Sonja Neff, die stolze Mutter. «Wir haben das Rennen zu Hause geschaut mit der Familie. Wir haben einfach grosse Freude für sie und alle Schweizerinnen. Dass sie es zu Dritt feiern können, macht ja alles noch viel schöner.»
Gefeiert wird auch in Uetikon am Zürichsee. Dort, wo Silbermedaillengewinnerin Sina Frei herkommt. Wo sie ihre sportliche Laufbahn mit Ballett, Turnen und Fussball startete, bevor sie sich mit 12 Jahren dem Radsport zuwandte. Gemeindepräsident Urs Mettler macht sich bereits an die Arbeit, tüftelt am Empfang Ende Woche herum. Er sei absolut stolz auf Sina.
Und im urnerischen Silenen in der Heimat von Bronzemedaillengewinnerin Linda Indergand, da lagen während dem Rennen die Nerven blank. Veloklub-Präsident Sandro Da Mocogno konnte nicht mehr hinschauen, ging raus in den Wald Pilze sammeln. Und stiess einen Urschrei aus, als das Resultat feststand. Und Lindas Eltern Doris und Sepp sind hin und weg. Sie stossen mit Champagner an, schreiben ihrer Tochter und telefonieren später. «Wir sind so stolz, haben eine riesige Freude.» Die Eltern haben insgeheim nach dem Diplom in Rio gehofft, dass es in Tokio gar zu einer Medaille reichen wird. Die beiden haben den Wunsch zwar für sich behalten und wurden trotzdem erhöht.