So erlebte Mutter Tiffany den Drogen-Tod ihrer Tochter
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Berner Schülerin verstorben:So erlebte Mutter Tiffany den Drogen-Tod ihrer Tochter

Kate T. (†16) starb an Überdosis – hätte die Tragödie verhindert werden können?
Mit diesem E-Mail warnte Mitschülerin die Berner Schule

Sie lag leblos im Bett: Die talentierte Kate T. (†16) starb im September an einer Überdosis rezeptpflichtiger Medikamente. Ihre Eltern wollen nichts vom Konsum geahnt haben, doch die Schule sei informiert gewesen. Blick liegt das E-Mail der besorgten Mitschülerin vor.
Publiziert: 17.02.2022 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2022 um 09:59 Uhr
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Am 3. September 2021 warnte die besorgte Kollegin die Schule von Kate per Mail, am 11. September 2021 starb die Teenagerin.
Foto: Zvg
Luisa Ita

Hätte dieser Hinweis ihr Leben retten können? Die Bernerin Kate T.* (†16) starb am 11. September am rezeptpflichtigen Medikament Sevre-Long, das als Heroin-Substitut abgegeben wird. Auch das Beruhigungsmittel Xanax hatte sie zum Zeitpunkt intus.

Während die Eltern nicht bemerkt haben wollen, dass die 16-Jährige auf die schiefe Bahn geraten ist, schrillten bei ihren Gspänli die Alarmglocken. Eine Kollegin, die unterdessen ins Ausland gezogen war, kontaktierte die internationale Schule wenige Tage vor dem Drama.

Besorgtes E-Mail an die Schule

«Ich bin besorgt, dass Kate nicht genug isst und Hilfe braucht», schreibt sie in einem E-Mail. Ihr sei erzählt worden, dass Kate abgenommen habe und nicht mehr gesund aussehe. Sie denke, die anderen Mitschüler würden die Situation entweder nicht ernst genug nehmen oder hätten Angst, was zu sagen. Sie selbst wolle anonym bleiben: «Aber ich frage mich, ob Sie oder ein anderer Erwachsener mal nach ihr schauen könnten.»

Mit wenigen Klicks kommt man an «Sevre-Long»

Im Internet gestaltet sich die Suche nach «Sevre-Long» einfach. Mit nur wenigen Klicks tauchen Websites auf, die mit dem rezeptfreien Verkauf des Schmerzmittels werben. Während die Kosten für das Medikament in der Schweiz von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen werden, kosten hier 30 Tabletten satte 95 Euro.

Auch bei der Stiftung «Contact», welche an mehreren Standorten in der Schweiz Drogenabhängige beim Beenden der Sucht unterstützt, wird unter anderem mit dem rezeptpflichtigen Medikament «Sevre-Long» gearbeitet.

Geschäftsleiterin Rahel Gall erklärt: «Bei uns als professionelle Suchthilfe-Organisation ist die Teilnahme an einem Substitutionsprogramm an strenge Regeln geknüpft. Sollten wir erfahren, dass Medikamente weiterverkauft werden, drohen diverse Sanktionen – bis zu einem Ausschluss aus dem Programm». Zudem müsse das Medikament, zumindest zu Beginn des Substitutionsprogramms, immer vor Ort an der Abgabestelle und unter Sichtkontakt eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin eingenommen werden, so Gall.

Im Internet gestaltet sich die Suche nach «Sevre-Long» einfach. Mit nur wenigen Klicks tauchen Websites auf, die mit dem rezeptfreien Verkauf des Schmerzmittels werben. Während die Kosten für das Medikament in der Schweiz von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen werden, kosten hier 30 Tabletten satte 95 Euro.

Auch bei der Stiftung «Contact», welche an mehreren Standorten in der Schweiz Drogenabhängige beim Beenden der Sucht unterstützt, wird unter anderem mit dem rezeptpflichtigen Medikament «Sevre-Long» gearbeitet.

Geschäftsleiterin Rahel Gall erklärt: «Bei uns als professionelle Suchthilfe-Organisation ist die Teilnahme an einem Substitutionsprogramm an strenge Regeln geknüpft. Sollten wir erfahren, dass Medikamente weiterverkauft werden, drohen diverse Sanktionen – bis zu einem Ausschluss aus dem Programm». Zudem müsse das Medikament, zumindest zu Beginn des Substitutionsprogramms, immer vor Ort an der Abgabestelle und unter Sichtkontakt eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin eingenommen werden, so Gall.

Dies sei nicht passiert, so Vater Ivan T.* (47) wütend. Obwohl er als Lehrer selber an dieser Schule tätig war, sei niemand auf ihn zugekommen. Nach der Tragödie habe die kontaktierte Lehrperson ihm sogar noch ins Gesicht gelogen und abgestritten, informiert worden zu sein, sagt er.

Hätte der Hinweis Kate noch retten können?

«Uns hätte auffallen sollen, dass etwas nicht stimmt», meint hingegen Mutter Tiffany Williams (41) traurig und beschämt. Dennoch fragen sich die Eltern: Was wäre, wenn sie vom Hinweis gewusst hätten? Die Bildungsinstitution wollte nicht Stellung nehmen.

* Namen bekannt

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