«Krähen sind intelligent, sie lassen sich nicht einfach vertreiben»
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Plage in Thun BE:«Die Krähen lassen sich nicht vertreiben»

Der Kampf gegen die Plage in Thun BE hat schon fast 100'000 Franken gekostet – SP-Stadträtin Alice Kropf (48)
Krähen zeigen Thun den Vogel

Die Population der Saatkrähen nimmt schweizweit stetig zu. Auch in Thun BE haben sich die Vögel niedergelassen und sorgen für Ärger. Die Stadt hat schon viele Vergrämungsmassnahmen ausprobiert, verschwunden ist dadurch aber bislang nur eine hohe Summe an Steuergeldern.
Publiziert: 22.03.2022 um 09:43 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 10:04 Uhr
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SP-Stadträtin Alice Kropf (48) aus Thun wünscht sich ein friedliches Zusammenleben vom Menschen mit der Saatkrähe.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Kaum dämmert es, geht das laute Gekrächze los: Dutzende Rabenvögel kreisen über der Schwäbispromenade in Thun BE. Das eindrückliche Spektakel hinterlässt aber unschöne Spuren: Überall ist Vogelkot – auf dem Asphalt, den Bäumen, den Parkbänken.

Vielen Anwohnerinnen und Anwohnern sind die Saatkrähen darum ein Dorn im Auge, auch der Lärm stört sie. Thun kämpft daher seit Jahren gegen die Tiere – allerdings ohne Erfolg.

100'000 Franken weg – Krähen immer noch da!

Bereits knapp 100'000 Franken hat die Stadt seit 2018 in den Kampf gegen die Raben investiert. Unter anderem wurde ein Falkner damit beauftragt, seinen Vogel an der Leine fliegen zu lassen – Raben fürchten sich vor dem Falken –, zudem wurden Nester entfernt und Uhu-Attrappen hoch oben auf den Platanen montiert. Keine dieser Massnahmen hielt die Krähen aber lange von ihrem Lieblingsplatz fern.

Auch der Einsatz einer Drohne, die aussieht wie ein Wanderfalke, wurde geprüft: Man hat den Profi-Drohnenpiloten Marcel Maurer (57) aus Meilen ZH angefragt, doch aufgrund der ungünstigen Start- und Landeverhältnisse sagte er der Stadt Thun ab.

Vogel-Drohne gegen Krähen: Funktioniert nur kurzfristig!

Zudem sei auch die Vogeldrohne, der sogenannte Robird mit Flügelschlagantrieb, keine Patentlösung gegen die nervigen Vögel, so der Zürcher zu Blick: «Die Krähen haben meine Drohne auch schon attackiert und sind ihr auf den Rücken gesprungen!» Lachend ergänzt er: «Wenn ich eine Idee hätte, wie wir die Saatkrähen dauerhaft loswerden, dann wäre ich Millionär!»

Dennoch kann der CEO des Start-ups Erfolge verzeichnen. So beispielsweise in Kaiseraugst AG, wo er im August 2019 das Gerät zum ersten Mal einsetzte: «Dort konnten wir mit regelmässigen Drohnenflügen die Krähen für über drei Monate vertreiben, das ist bisher unser bestes Ergebnis.»

Marcel (57) verjagt Krähen mit seiner Falken-Drohne
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«Bin lange in die Schule»:Marcel (57) verjagt Krähen mit seiner Falken-Drohne

Zusammenleben statt vertreiben

Für die Thuner SP-Stadträtin Alice Kropf (48) ist der teure Kampf der Behörden gegen die Vögel jedoch eine Farce. Sie fragt sich, «wie viele nutzlose und teure Vergrämungsaktionen der Rat in Thun noch durchführen will, bis er endlich merkt, dass die Krähen schlauer sind als er». In einem Postulat an den Gemeinderat forderte sie im November letzten Jahres einen Stopp der teuren Vergrämungsmassnahmen.

Die Politikerin, die als Kind den verletzten Raben Köbu aufgezogen hat und darum eine besondere Verbindung zu den Vögeln pflegt, kann den Ärger der Leute über die aktuelle Situation schon nachvollziehen. Ihr Lösungsvorschlag ist jedoch unkonventionell: Verständnis schaffen als Basis für eine konfliktarme Koexistenz.

Stadt Thun will nicht kapitulieren

Ihr schwebe etwa ein Themenpfad in der Schwäbisallee vor, führt die Pflegefachkraft aus: «Man könnte zum Beispiel eine Webcam bei einem Nest installieren, wo die Leute die Aufzucht beobachten könnten. Oder im Ausland wurden auch schon Krähen trainiert, um Abfall einzusammeln und ihn in einen Automaten einzuwerfen, im Gegenzug erhalten sie Futter.» Statt eine Plage sollen die Vögel eine Touristenattraktion sein.

Doch der Gemeinderat will von Kropfs Postulat nichts wissen und hat es Mitte Februar abgeschrieben. Man wolle weiterhin neue Vergrämungsmassnahmen ausprobieren und vor den schlauen Tieren nicht kapitulieren. Und dafür weiter Geld in die Hand nehmen. Die Mehrheit des Parlaments stimmte damit überein, somit ist der Vorschlag der 48-Jährigen auch schon wieder vom Tisch.

Kropf schüttelt den Kopf. «Ich verstehe nicht, warum man so weiterfahren will und so viel Geld zulasten der Bevölkerung ausgibt, obwohl es nichts bringt», meint die SP-Frau. «Für mich ist das eine problematische Haltung.»

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