Geht es nach den Plänen des Bundesrats, könnte die Zertifikatspflicht künftig in fast allen Räumen des öffentlichen Lebens eingeführt werden. Die Pläne sorgen für rote Köpfe. Casimir Platzer von der Branchenorganisation Gastrosuisse etwa sprach an einer Medienkonferenz von einer «Spaltung der Gesellschaft». Doch bereits jetzt führen erste Betriebe die Zertifikatspflicht ein.
Im Kantonsspital Thurgau gilt seit Montag eine Zertifikatspflicht für Besuchende. Das Spital schreibt auf Anfrage von Blick, die Pflicht entspreche der Stossrichtung des Bundesrats. Die ersten Stunden am Montag hätten gezeigt, dass der kontrollierte Zugang grösstenteils gut aufgenommen worden sei. «Grundsätzlich ist die Stimmung positiv und die eintretenden Personen sehen, dass mit dieser Massnahme mehr Sicherheit geboten werden kann», teilt das Spital mit.
Auch ins Unispital Basel kommen Besucher nur mit Zertifikat. Mediensprecher Nicolas Drechsler sagt, einige Besucher hätten zu Beginn die Zertifikatspflicht nicht akzeptiert. «Wir machen auch Ausnahmen. Kommt beispielsweise nachts um 3 Uhr ein Notfallpatient mit Begleitung, machen wir nur einen Schnelltest.» Insgesamt werde die Pflicht mittlerweile aber gut akzeptiert.
Bei Grossveranstaltungen funktioniert es gut
Nicht alle Spitäler führen die Zertifikatspflicht ein. Trotzdem seien immer mehr dem Zertifikat positiv gewogen, sagt Ronald Alder vom Verband Zürcher Krankenhäuser. «Eine Zertifikatspflicht für Besucher würde einerseits die Sicherheit der Patienten gewährleisten. Andererseits sind Besuche für die Genesung eines Patienten genauso wichtig. Wenn wir aber gewichten müssen, steht die Sicherheit des Patienten an oberster Stelle.» Deswegen würde der Verband die Pflicht begrüssen. Und die Intensivstationen seien bereits wieder voll. «Die Zertifikatspflicht könnte daher noch einmal Motivation geben, sich impfen zu lassen», sagt Alder.
Bei Grossveranstaltungen wie Fussballspielen ist das Covid-Zertifikat bereits seit mehreren Wochen Pflicht. Remo Meister vom FC Basel sagt zu Blick TV, die Kontrollen verliefen meist reibungslos. «Es kommt nur hie und da zu blöden Situationen, etwa wenn die Sonne so stark scheint, dass der Code auf dem Handy-Display kaum mehr lesbar ist.» Zu Beginn habe es noch Verwirrung gegeben, etwa weil Leute mit ihrem Impfbüchlein aufgetaucht seien. «Wir haben gelernt, dass wir noch genauer informieren müssen.»
Heute sei etwa eine Kontrolle des Zertifikats im Voraus möglich, damit sich die Besucher nicht am Spieltag bei der Kontrolle stauen. Das Zertifikat sei insgesamt positiv aufgenommen worden, die Bedenken der Fans habe man mittlerweile ausräumen können.
In den Bars ist man zufrieden
Auch in verschiedenen Restaurants und Bars gilt bereits heute eine Pflicht für Zertifikate. In der Olé Olé Bar an der Zürcher Langstrasse etwa müssen Besucher entweder geimpft, genesen oder getestet sein. Betreiberin Elena Nierlich sagt: «Das Zertifikat ist eine kleine Hürde für die Freiheit.» Die Bar habe sich bereits früh entschieden, eine Zertifikatspflicht einzuführen. «Mit dem Zertifikat fallen die meisten Regeln. Für uns und unsere Gäste ist das ein grosser Gewinn.»
Die Renée Bar in Basel ist nach Einführung der Pflicht ebenfalls zufrieden. Geschäftsführer Patrick Wermelinger sagt, man müsse nun nicht mehr ständig «Polizei spielen» und könne sich wieder vermehrt um die Gäste kümmern. «Wir sehen, dass täglich mehr Menschen ein Zertifikat besitzen. Das Leben kehrt in unser Lokal zurück. Damit haben wir einen grossen Schritt gemacht.»
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