Es brauche jetzt «etwas Druck» auf Ungeimpfte. «Man muss die Zertifikatspflicht jetzt sofort ausweiten. Das ist unumgänglich. Man kann nicht mehr warten», sagt Christoph Berger in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».
Inzwischen stehe das Gesundheitswesen an der Grenze zur Überlastung, sagt der Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) und Co-Leiter der Abteilung für Infektiologie und Spitalhygiene am Universitäts-Kinderspital Zürich. Es brauche härtere Massnahmen gegen die vierte Welle. Ungeimpfte müssten zur Impfung bewegt werden, um noch schlimmere Massnahmen abwenden zu können.
Die Zahl der wirklich harten Impfgegner hält Berger dabei für relativ klein: «Man muss hier auch nicht versuchen, sie zu überzeugen, weil die meisten mit rationalen Argumenten nicht zu erreichen sind.»
Zertifikatspflicht für verschiedene Berufe prüfen
Und Berger geht noch weiter: Der 59-jährige Facharzt hält auch eine Zertifikatspflicht für Berufe mit nahen sozialen Kontakten wie Pflegepersonal, Lehrkräfte oder Gastronomiepersonal für prüfenswert. «Das wäre sinnvoll, um Ungeimpfte von der Impfung zu überzeugen», findet er. Mit repetitiven Tests in den entsprechenden Betrieben sei das auch einfach umsetzbar.
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Der Bundesrat hatte am vergangenen Mittwoch eine mögliche Ausweitung der Zertifikatspflicht in die Konsultation gegeben. Die Gesundheitsdirektoren der Kantone stehen mehrheitlich hinter dem Anliegen. Ab wann eine Verschärfung gelten könnte, legte der Bundesrat nicht fest. Am nächsten Mittwoch trifft sich die Landesregierung wieder zu einer ordentlichen Sitzung.
Ungeimpfte dürften benachteiligt werden
Eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen lehnte Berger ab. «Das ginge zu weit», sagt er. Ungeimpfte zu benachteiligen, hielt er aber für berechtigt. «In einer Situation, in der grosser Schaden wie die Überlastung des Gesundheitssystems droht, ist das legitim.»
Um zu einer gewissen Normalität zurückzukehren, plädiert Berger für eine höhere Impfquote. Er nennt Vergleichsländer wie Spanien, Portugal und Grossbritannien, wo inzwischen 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft seien. «In diese Grössenordnung muss man wohl kommen – wie bei den über 70-Jährigen in der Schweiz, die jetzt kaum wegen Covid hospitalisiert werden –, um Corona den Schrecken zu nehmen und Ansteckungen mit dem Virus wie eine Grippewelle behandeln zu können.» (SDA/dba)