Casimir Platzer (59) polarisiert, kämpft mit allen Bandagen gegen die Zertifikatspflicht in Restaurants, Beizen oder Bars. Dabei nimmt der Präsident von Gastrosuisse auch eine Spaltung des Verbandes in Kauf. Einige Gastronomen haben sich letzte Woche klar gegen den Präsidenten gestellt, sein Vorpreschen kritisiert (Blick berichtete).
Im Interview mit dem Portal Nebelspalter.ch verteidigt Platzer seine Haltung, die er zuletzt am vergangenen Mittwoch öffentlich gemacht hat. Er erteilte dem Vorschlag des Bundesrats für eine Ausweitung der Zertifikatspflicht noch während dessen Medienkonferenz eine Abfuhr.
Der Präsident glaubt die überwiegende Mehrheit der Verbandsmitglieder hinter sich. «Fakt ist, dass in einer repräsentativen Umfrage Ende Mai 94,2 Prozent der Mitglieder den Zutritt zu ihrem Betrieb mit einem Covid-Zertifikat abgelehnt haben», so Platzer. Auch die Kantonalverbände hätten sich alle eindeutig gegen die Ausweitung einer Zertifikatspflicht ausgesprochen.
Sichere Gastronomie
Er rechtfertigt sich: «Ich habe seit unserer Stellungnahme Hunderte von Rückmeldungen erhalten, zum Teil aus der Branche, zum Teil aus der Bevölkerung. Davon haben sich die allermeisten für unsere Haltung ausgesprochen und gefordert, dass wir nicht lockerlassen sollen.»
Er gesteht jedoch ein: Natürlich gebe es auch Leute, die uns an den Karren gefahren sind. Das Gesamtbild zeige ihm, so Platzer im Interview weiter, was er schon lange befürchtet habe: «Dass unsere Gesellschaft zweigeteilt ist.»
Platzers wichtigste Argumentationsstütze gegen die Zertifikatspflicht: «Die Massnahmen gegen die Gastronomie sind nicht faktenbasiert.» So zeigten etwa Daten aus dem Kanton Zürich, dass bei konsequenter Einhaltung der Schutzkonzepte die Gastronomie eine Ansteckungsrate von weniger als 0,4 Prozent aufweise. Platzer schliesst daraus: «Die Gastronomie ist ein sicherer Ort.»
Wahl zwischen zwei grossen Übeln
Platzer verneint, dass es die Landesregierung explizit auf die Gastronomie abgesehen habe. Sagt aber auch: «Der Bundesrat will offenbar alles einschränken, was den Menschen Vergnügen bereitet: Freizeitaktivitäten, Erlebnisse, Gastronomie. Für mich läuft das auf eine Impfpflicht via Hintertür hinaus.»
Deshalb fordert Platzer vom Bundesrat Transparenz: «Wenn der Bundesrat findet, eine Impfpflicht sei nötig, dann soll er das offen kommunizieren und die nötigen Schritte einleiten – aber nicht auf diese indirekte Art.»
Was Platzer besonders stört: Es werde stets die Zertifikatspflicht gegen einen möglichen Lockdown ausgespielt. Beides grosse Übel für die Gastrobranche: «Wir wollen keine Wahl zwischen Pest und Cholera, weil es keines von beiden braucht.» (koh)