Die Aufregung bei Nina S.* ist gross. Am Dienstagnachmittag trifft ein Schreiben des Kindergartens Reinach BL mit dem Betreff «Klassenquarantäne» bei ihr ein. Es gebe zu viele positive Corona-Fälle in der Klasse, heisst es. Insgesamt vier Kinder seien bislang positiv getestet worden. «Ausser drei genesenen Kindern müssen alle restlichen Kinder in Quarantäne».
Die Kinder dürften erst wieder am kommenden Montag in den «Chindsgi». Als Alternative stünden Aufgaben zur Verfügung, die sie bereits im vergangenen Sommer erhalten hätten.
Besonders einschneidend: Die Massnahme betrifft auch negativ getestete Kinder. Auch sie dürfen nicht mehr in den Kindergarten, müssen die ganze Woche zu Hause bleiben. «Als ich das gelesen habe, verstand ich die Welt nicht mehr», sagt S. zu Blick.
Klassen auch mehrmals hintereinander in Quarantäne
Im Kanton Baselland werden alle Kinder jede Woche auf Corona getestet. Anders als in anderen Kantonen ist die Teilnahme an den Reihentests für jedes Kind verpflichtend. Michael Lehner vom Baselbieter Gesundheitsamt bestätigt auf Anfrage, dass ab drei positiven Fällen eine Klassenquarantäne angeordnet werde. Ausgenommen seien Kinder, die in den vergangenen vier Monaten eine Corona-Erkrankung durchgemacht hätten. «Aufgrund der Inkubationszeit betrifft diese Massnahme auch negativ getestete Kinder».
Nina S. hat dafür kein Verständnis. Wenn man alle Kinder teste, wisse man ja, wer positiv und wer negativ sei, sagt S. «Dass negativ getestete Kinder trotzdem nicht mehr in den Unterricht dürfen, macht mich fassunglos.» Zudem fürchte sie, dass bei den nächsten Tests in der kommenden Woche wieder Kinder positiv seien. «Dann geht das ganze Theater von vorne los.»
Das sei durchaus möglich, sagt Michael Lehner. Wenn über einen Zeitraum mehrere Wochen immer wieder Kinder positiv seien, müsste eine Klasse unter Umständen auch mehrere Wochen hintereinander in Quarantäne.
Über 700 Schüler in Quarantäne
Wie viele Klassen sich derzeit in Quarantäne befinden, wird nicht erhoben. Allerdings sind laut aktuellen Statistiken 746 Schüler in Quarantäne. Mehr als die Hälfte sind Primarschüler.
Nina S. nervt sich über das Vorgehen des Kantons. Jede Woche die erneute Sorge vor einer Quarantäne, eine weitere Woche ohne Kindergarten-Freunde und stattdessen das alleinige Lernen zu Hause, das mache den Kindern Angst. Sie sagt: «Ich habe für die Corona-Massnahmen viel Verständnis, aber irgendwo hört es auf.»
Sie wolle, dass sich die Behörden einmal überlegen, was so etwas mit den Kindern machen würde, sagt S. «Denn so etwas wie hier macht mich einfach nur fassungslos».
* Name geändert