Die Entgleisung im Gotthard-Basistunnel der Bahn hat den Schienengüterverkehr im dritten Quartal ausgebremst. Im Vergleich zum Vorjahr sank er um 4 Prozent. Der Personenverkehr hingegen boomte und brach den erst im zweiten Quartal aufgestellten Rekord.
Die Verkehrsleistung des Güterverkehrs auf der Schiene sank auf das Niveau des zweiten Halbjahrs 2020, wie der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr (Litra) und der Verband öffentlicher Verkehr (VÖV) am Dienstag im Quartalsreport auswiesen. Der Alpentransitverkehr schwächelte zusätzlich wegen der sinkenden Industrieproduktion in Europa.
Insgesamt erreichte der Güterverkehr auf der Schiene zwischen Juli und September eine Leistung von 2,87 Milliarden Nettotonnenkilometern. Grund für den Rückgang war vor allem die Entgleisung eines Güterzugs in der Weströhre des Gotthard-Basistunnels am 10. August.
Das schlug sich auch in der Nachfrage nach Trassenkilometern nieder. Diese ging im Vergleich zum dritten Quartal 2022 um 1 Prozent auf 51,76 Millionen Kilometer zurück. Beim Personenverkehr sank die Nachfrage um lediglich 0,5 Prozent. Beim Güterverkehr brach sie hingegen um 4,5 Prozent ein.
Keine Beeinträchtigung für Personenverkehr
Dennoch ist die Anzahl der Trassenkilometer im dritten Quartal ein Spitzenwert für das laufende Jahr. Das Wachstum gegenüber dem Vorquartal belief sich auf 0,2 Prozent.
Die Entgleisung im Basistunnel beeinträchtigte den Personenverkehr im Gegensatz zum Güterverkehr nicht im Geringsten – im Gegenteil: Zugfahren war noch nie so beliebt. Der Personenverkehr erreichte im dritten Quartal einen neuen Spitzenwert und brach den erst im zweiten Quartal aufgestellten Rekord.
Die Steigerung gegenüber dem Vorquartal belief sich auf 2,6 Prozent und gegenüber dem Vorjahresquartal auf 10,7 Prozent. Insgesamt verzeichneten die Bahnen 5,79 Milliarden Personenkilometer. Vor der Covid-19-Pandemie und dem damit verbundenen Einbruch war das dritte Quartal 2019 der Rekordhalter, den das dritte Quartal 2023 allerdings um 5,3 Prozent übertraf.
Grosses Bedürfnis nach Mobilität
Einen Grund für die Rekordwerte im laufenden Jahr ortet Litra-Kommunikationsleiter Simon Steinlin in einem gewissen Nachholeffekt nach den Einschränkungen der Pandemie, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Das Mobilitätsbedürfnis sei gross. Der Freizeitverkehr stieg demnach entsprechend. Hinzu kamen wieder zahlreichere Pendlerinnen und Pendler.
Ursache für die Entgleisung in der Weströhre des Gotthard-Basistunnels war ein gebrochenes Rad an einem Güterwagen. Beide Röhren waren in der Folge bis am 23. August gesperrt. Seither verkehren wieder Güterzüge durch die Oströhre. Den Personenverkehr führen die SBB im Wesentlichen über die Gotthard-Bergstrecke. Mit Vollbetrieb im Tunnel ist voraussichtlich im September 2024 zu rechnen. (SDA)