Auftritt von Islam-Predigern verhindert
Plötzlich Sicherheitsbedenken: Stadt Biel stoppte Ramadan-Tagung

Doch keine grosse Bühne für umstrittene Islam-Prediger: Biel liess die für Samstag geplante Ramadan-Tagung absagen. Die Behörden werfen den Organisatoren fehlende Transparenz vor.
Publiziert: 14:41 Uhr
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Aktualisiert: 16:39 Uhr
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Das Kongresshaus, in dem die Prediger auftreten sollten, gehört der Stadt Biel.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Biel sagt umstrittene Ramadan-Veranstaltung mit ausländischen Predigern ab
  • Stadt verteidigt zunächst Durchführung, kündigt dann Mietvertrag einseitig auf
  • Anlass sollte im Kongresshaus stattfinden, mit rund 1000 erwarteten Besuchern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lino SchaerenRedaktor

Vor rund 1000 Besuchern hätten am Samstag teilweise umstrittene Prediger auftreten sollen. Angekündigt waren im Kongresshaus unter anderem zwei deutsche Imame, die sich im Dunstkreis der Muslimbrüder bewegen, und ein Islam-Influencer aus Grossbritannien mit Verbindungen in die Salafisten-Szene.

Doch hat die Stadt kurzfristig den Anlass abgesagt.

Dubios: Noch vor einer Woche hatten die Behörden die Durchführung des Anlasses im stadteigenen Eventsaal mit Verweis auf die Rede- und Versammlungsfreiheit verteidigt. Das Kongresshaus wird von der CTS SA betrieben, einem Tochterunternehmen der Stadt. Nachdem Blick den Anlass publik gemacht hatte, wurden plötzlich Sicherheitsbedenken ins Feld geführt. Der Mietvertrag mit den Organisatoren, erst am 23. Januar mit dem Segen der Sicherheitsbehörden unterzeichnet, wurde von der CTS auf Geheiss der Stadt einseitig aufgekündigt.

Stadt Biel mauert

Wieso, bleibt schleierhaft. Die Stadt führt Erkenntnisse ins Feld, die eine erneute Einschätzung des Anlasses nötig gemacht hätten, und verweist auf die Sicherheitsbehörden. Welche zusätzlichen Erkenntnisse gewonnen werden konnten, halten die Behörden «aufgrund übergeordneter öffentlicher Interessen» zurück.

Mit der grossen Ramadan-Tagung in Biel harzte es von Anfang an. Die Kongresshaus-Betreiber fühlten sich von den Organisatoren hinters Licht geführt, wie Recherchen zeigen. Hinter dem geplatzten Anlass steht die Organisation Swiss Muslim Travel, die öffentlich ohne Namen auftritt. Es handelt sich dabei um eine Gruppe junger Frauen und Männer aus der Region Biel und aus dem Raum Zürich, die unter anderem Pilgerreisen anbietet. Angemeldet wurde der Anlass in Biel aber von einer Privatperson aus dieser Gruppe.

Welche Angaben der Mann bei der Reservation genau machte, ist unklar. Bei der Vermieterin ging man jedenfalls vorerst davon aus, dass hinter der Reservation ein Sportklub steht. Der wahre Hintergrund hat sich demnach erst Mitte Januar offenbart. Biels Sicherheitsdirektorin Natasha Pittet sagt dazu lediglich, dass «die Transparenz in der Kommunikation und den bereitgestellten Informationen von Anfang an nicht optimal» gewesen sei. Verhandelt wurde trotzdem weiter.

Veranstalter wehren sich

Swiss Muslim Travel wehrt sich gegen den Vorwurf fehlender Transparenz: Das Thema des Anlasses sei von Anfang an klar kommuniziert worden. Die Tagung wurde zudem seit dem 7. Januar in den sozialen Medien mit vollständiger Rednerliste beworben. Gemerkt hat das bei der Stadt lange niemand.

Für Biel ist das Hickhack negative Werbung, auf die sie gerne verzichtet hätte. Die Stadt am Jurasüdfuss sah sich in der Vergangenheit immer wieder mit dem Thema Islamismus konfrontiert.

2009 wurde hier der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) gegründet. Mehrere Personen zogen von Biel aus in den Dschihad. 2017 sorgte der libysche Prediger Abu Ramadan für Aufsehen, der seine Hasspredigten in einer Bieler Moschee gehalten haben soll. Zuletzt hatten die Behörden im März 2024 den Auftritt des deutsch-griechischen Salafisten Abu Alia in einer Bieler Moschee mit einem Einreiseverbot verhindert.

Wenige Wochen zuvor stattete Scheich Musa Abuzaghleh, ein britischer Salafist, einer Bieler Moschee einen Besuch ab. Von seinem Kommen hatten die Behörden in Biel nichts mitbekommen.

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