Ansturm in den Bergen hat Folgen
Vier tödliche Skiunfälle in nur einer Woche

Seit Weihnachten sind mehrere Personen wegen Unfällen auf Schweizer Skipisten gestorben. Fast so viele, wie sonst durchschnittlich pro Jahr.
Publiziert: 06.01.2025 um 19:24 Uhr
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Das sonnige Bergwetter sorgte für einen Ansturm in der Höhe.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Jährlich verletzen sich 52'000 Schweizer Skifahrer
  • 90 Prozent aller Unfälle sind laut Bundesamt für Unfallverhütung Selbstunfälle
  • Nach Weihnachten verzeichneten Skigebiete riesigen Ansturm
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MeierJournalistin News

Gleich drei tödliche Skiunfälle haben das Schneewochenende in den Schweizer Bergen überschattet. Im Skigebiet Tschiertschen GR ist am Freitag ein 55-jähriger Mann gestürzt und am Folgetag verstorben. In Klosters GR stiess am Samstagnachmittag ein 24-jähriger Skifahrer zuerst mit einem anderen Mann zusammen und prallte dann in eine Hinweistafel. Der Mann aus Deutschland wurde schwer verletzt, er verstarb noch vor Ort. Ihren schweren Verletzungen erlag auch eine junge Skifahrerin (†17) im Spital, wenige Tage nach einer Kollision mit einem Pistenfahrzeug im Skigebiet Betelberg BE

Pro Jahr sterben beim Schneesport auf der Piste durchschnittlich fünf Personen, wie Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) zeigen. Und nun drei Unfalltote allein an einem Wochenende, sogar vier in rund einer Woche. «Die Anzahl der Unfälle hängt von der Anzahl der Personen ab, die die Aktivität ausüben», sagt ein BfU-Mediensprecher auf Anfrage von Blick.

Rega fliegt mehr Einsätze bei schönem Wetter

Die Wetteraussichten lockten nach Weihnachten viele Wintersportbegeisterte in die Berge. Der Ansturm: riesig. Zwischen Weihnachten und Neujahr vermeldeten Skigebiete gar Rekordtage. «Die gemeldeten Rekordbesucherzahlen werden sich wahrscheinlich auch auf das Unfallgeschehen in dieser Zeit ausgewirkt haben», so der BfU-Sprecher. Er betont jedoch: Nicht der Dichtestress sei der Grund, sondern dass insgesamt schlicht mehr Ski gefahren wurde.

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Die Rega verzeichnete zwischen dem 31. Dezember und dem 4. Januar ein Drittel mehr Einsätze als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als das Wetter schlechter war. «Allgemein widerspiegeln die Einsatzzahlen der Helikopter-Crews die Wetterbedingungen, das Freizeitverhalten und die Reisetätigkeit der Bevölkerung sowie ausländischer Touristen in der Schweiz und unterliegen deshalb natürlichen Schwankungen», schreibt die Rettungsflugwacht. Sonnige Tage wie Silvester und Neujahr führten zu mehr Einsätzen als der trübe Berchtoldstag.

Laut dem BfU-Mediensprecher wird die Anzahl der Unfälle neben Faktoren wie Wetter unter anderem auch von der Qualität der Schneedecke beeinflusst. Zumindest in den vergangenen Tagen herrschten keine optimalen Pistenbedingungen, wie Klaus Marquardt von Meteo News auf Anfrage von Blick sagt: «Bis Neujahr hatten wir schönes, relativ mildes Wetter, danach kühlte es ab – mit viel Neuschnee.» 

90 Prozent sind Selbstunfälle

Jährlich verletzen sich rund 52'000 Schweizer Skifahrerinnen und Skifahrer. Laut BfU sind über 90 Prozent der Unfälle Selbstunfälle. Ursachen können Ablenkung, Selbstüberschätzung, zu hohe Geschwindigkeit, mangelnde Fitness, schlechte Ausrüstung oder Alkohol sein – letzterer ist laut einer Schweizer Studie bei jedem fünften Unfall beteiligt.

Dennoch gilt: Seit den 1970er-Jahren hat sich das Verletzungsrisiko fast halbiert. Die Ausrüstung wurde besser und das Sicherheitsniveau auf präparierten Pisten ist gestiegen. 

Zehn Regeln, wie du dich auf der Piste verhalten solltest

Der internationale Skiverband FIS hat zehn verbindliche Verhaltensregeln aufgestellt:

  1. Niemanden gefährden oder schädigen
  2. Auf Sicht fahren, Fahrweise und Geschwindigkeit dem Können und den Verhältnissen anpassen
  3. Fahrspur der vorderen Skifahrer und Snowboarder respektieren
  4. Überholen mit genügend Abstand
  5. Vor dem Anfahren und vor Schwüngen hangaufwärts Blick nach oben
  6. Anhalten nur am Pistenrand oder an übersichtlichen Stellen
  7. Auf- oder Abstieg nur am Pistenrand
  8. Markierungen und Signale beachten
  9. Bei einem Unfall: Hilfe leisten, Rettungsdienst alarmieren
  10. Unfallbeteiligte und Zeugen: Personalien angeben


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