Auf einen Blick
- Amerikanerin staunt über Schweizer Schlittelkultur
- «Kein Vergleich zu Amerika», sagt sie
- Schlittelprofi gibt Tipps
Das Schlittenfahren oder in der Schweiz schlicht «schlittle» kennen Einheimische seit Kindestagen. Schon als Baby werden wir, dick eingepackt im mit Lammfell gepolsterten Sitzli und mit Fäustlingen auf dem Davoser-Schlitten hinter unseren Eltern hergezogen.
Als Teenager ist das Nachtschlitteln im Skilager das Highlight der Woche und an sonnigen Tagen pilgern Städterinnen und Städter in die Berge für eine rasante Abfahrt. Auch für Touristinnen und Touristen ist das Angebot verlockend. Es ist günstiger, als Skifahren, sieht nach Spass aus und es scheint, als brauche man keine besonderen Fähigkeiten. Weit gefehlt.
Das musste auch die Amerikanerin Jennifer Veilleux merken, wie sie gegenüber «CNN» erzählt. Als ein Freund sie fragte, ob sie schon einmal überlegt habe, Schlitten zu fahren und ihr ein Bild zeigte, dachte sie sich, «sieht nach Spass aus, lass uns das machen».
High-End-Schlitten und Golfplatz-Pisten
Von zu Hause im US-Bundesstaat Connecticut kenne sie Schlittenfahren so, dass man einem Plastik-Schlitten sitzt – oder auf einer «dieser roten Untertassen». Der Schlitten, den sie dann in Grindelwald erhalten habe, sei aus Holz gewesen und mit metallenen Kufen.
«Bereits während der ersten zehn Minuten bin ich dreimal umgekippt», erzählt sie weiter. Solche Pisten, wie die vier Kilometer lange Strecke in der Jungfrau-Region, waren für sie ebenfalls neu. «In Connecticut rutscht man verschneite Golfplätze runter», sagt sie.
Schweizer Hobby ist «nichts für schwache Nerven»
Damit, oder dem Schlitteln in der schneebedeckten Einfahrt, habe das hier «überhaupt nichts gemein». Sie sei regelrecht «durch die Luft geflogen», schildert sie. Ausserdem sei die Aktivität an sich äusserst intensiv, stellt sie überrascht fest.
Weiter, findet sie, dass die Pisten teils auch gefährlich seien, da sie von Skipisten gekreuzt und von Wanderern genutzt werden. Die Amerikanerin sagt zwar, dass sie irgendwann den Dreh raus hatte, aber auch: «Diese Art von Schlitteln ist nichts für schwache Nerven. Ich hatte Angst um mein Leben».
Profi rät zu Mietmaterial
Im Schlittelparadies Bergün GR leitet Gerhard Wildoner seit dreissig Jahren die Schlittenvermietung. Beim Gespräch mit Blick kommt er ins Schwärmen und erzählt, wie schön und einzigartig die Strecke beim Unesco-Welterbe ist. Über die Kundschaft sagt er: «Bei unseren Kunden gehts querbeet. Die kommen aus der Schweiz, Indien, China oder auch Amerika», sagt er. «Einer unserer Stammkunden kommt jedes Jahr aus Australien zum Schlitteln her», erzählt Wildoner stolz.
Passiert sei bei ihm noch nie etwas Gravierendes. Das habe vor allem auch mit dem Know-how zu tun. «Man sollte auf jeden Fall einen Schlitten mieten und nicht irgendeinen alten, verrosteten, aus dem Keller holen», rät er.
Die neuen Schlitten seien viel besser zu steuern und blieben besser in der Spur. «So macht es dann auch richtig Spass», sagt er. Weiter rät der Profi zu wintertauglicher Kleidung. «Wenn jemand aber von Brasilien auf der Durchreise ist, hat er natürlich keine passende Ausrüstung», meint er. In solchen Fällen gibts bei ihm und seinem Team gleich ein Briefing über Wetter- und Pistenverhältnisse – und die richtige Ausrüstung zum Mieten.