Das Test-Regime des Bundes sorgt in der Schweizer Bevölkerung immer wieder für Verwirrung. Seit vergangenem Freitag reicht ein positiver Antigen-Test für Quarantäne-Anordnung. Aber nicht immer ist klar, welcher Test nun als zuverlässig gilt und welche Resultate gemeldet werden müssen.
Auch Barbara S.* aus dem Kanton Aargau ist verzweifelt. Ihr Nachbar wird diese Woche positiv auf Corona getestet. Deswegen lässt sie auch bei sich am Dienstagmorgen einen Antigen-Schnelltest durchführen. Das Resultat: positiv.
Verschiedene Testresultate erklärbar
Trotz anfänglichem Schock meldet sich die alleinstehende Frau umgehend beim Kantonsspital Aarau für einen PCR-Test zur Kontrolle. «Mein positiver Nachbar hat mich hingefahren, weil ich den ÖV nicht benutzen durfte», sagt S. zu Blick. Am Dienstagabend wird ihr ein Abstrich entnommen. In der Nacht auf Mittwoch, kurz vor 3 Uhr, folgt die Erlösung: «Ihr Covid-Test ist negativ», heisst es in der SMS des Spitals.
Zuerst ein positiver Antigen– und anschliessend ein negativer PCR-Test? Das komme immer wieder vor, sagt Virologe Cornel Fraefel zu Blick. «Die Antigen-Schnelltests sind weniger zuverlässig und es kommt deshalb häufig zu falsch-positiven Resultaten», sagt Fraefel.
Chaos bei den Hotlines
Das BAG verlangte daher bislang bei einem positiven Antigen-Test einen PCR-Test zur Kontrolle – bis vergangene Woche. Wegen der Omikron-Welle und der erhöhten Nachfrage nach Tests braucht es neu keinen PCR-Test mehr zur Kontrolle. Auch ein Antigen-Test wird als «Fall» gewertet.
Diese neue Teststrategie stellt Barbara S., die sowohl über einen vermeintlich positiven als auch einen negativen Test verfügt, vor Probleme. Sie erhält widersprüchliche Informationen von den Hotlines. Mal zählt sie als positiv, mal als negativ. «Sowohl beim Kanton als auch beim BAG wusste zunächst keiner, ob ich nun als positiv oder negativ zähle», enerviert sich S.
Erst am Mittwochnachmittag, als S. beide Testbefunde an den Kanton schickt, ist klar: S. muss nicht in Quarantäne. Denn ein PCR-Test ist trotz der neuen Teststrategie noch immer der Goldstandard und entsprechend aussagekräftiger als ein Antigen-Schnelltest. Auch Virologe Fraefel sagt: «Die Person ist als positiv zu betrachten, bis eine PCR-Analyse ein negatives Resultat ergibt.»
Falsch-positive Tests laut BAG eine «Ausnahme»
Für Fraefel macht es dennoch Sinn, dass man auf den PCR-Test als Kontrolle verzichtet. Denn die Testkapazitäten seien zunehmend am Limit, eine Auswertung der Tests erfolge nicht mehr schnell genug. Nun bestehe zwar das Risiko, dass jemand aufgrund eines falsch-positiven Resultats in Isolation müsse. «Für die Gesundheit der Bevölkerung ist es aber das kleinere Übel, wenn jemand falsch-positiv in Isolation ist, als wenn jemand tatsächlich positiv ist und das Virus verbreitet», sagt er.
Das BAG teilt auf Nachfrage von Blick mit, dass man aufgrund der aktuellen epidemiologischen Lage davon ausgehen könne, dass man bei einem positiven Antigen-Schnelltest tatsächlich infiziert sei. «Falsch positive» Tests wie bei Barbara S. seien in der aktuellen epidemiologischen Lage sehr unwahrscheinlich, «in einzelnen Fällen» aber möglich.
Barbara S. nervt sich trotzdem: «Das geht so nicht. Mal bin ich positiv, mal negativ – was für ein Chaos.» Sie sei 24 Stunden lang unter Druck gestanden, habe sich Sorgen gemacht. Und es bleibe die grosse Frage: «Wer von der normalen Bevölkerung soll bei diesen Tests noch drauskommen?»
* Name bekannt