Wer in den Sommerferien einen Ausflug in der Schweiz plant, kennt sie: die Gemeindetageskarten. Für 40 bis 50 Franken kann man einen Tag lang mit dem Zug quer durch die Schweiz reisen. Nun soll die Tageskarte ersetzt werden.
Ab 2024 steht die neue Gemeinde-Tageskarte Kundinnen und Kunden in zwei Preisstufen für die 1. und 2. Klasse, mit oder ohne Halbtax zur Verfügung. Die Preise variieren, je nachdem, wie früh die neue Tageskarte bezogen wird. Wer kein Halbtax hat, muss im Vergleich zum vorherigen Modell tiefer in die Tasche greifen.
Neu gibt es ein schweizweites Kontingent. Alle Gemeinden und Städte sollen über eine zentrale Webapplikation auf das gleiche Kontingent zugreifen. Laut Alliance Swisspass gibt es 4000 Franken pro Tag, schreibt «20 Minuten». Ist dieses ausgeschöpft, kann für den gewählten Reisetag schweizweit bei keiner anderen Kommune mehr eine Gemeinde-Spartageskarte gekauft werden. Bezogen werden sollen die Karten aber weiterhin über die Gemeinde – allerdings nur noch am Schalter und nicht mehr digital, weil sie personalisiert werden.
Ärger bei Gemeinden
Doch jetzt regt sich Widerstand. Viele Gemeinden ärgern sich über das neue Regime. So hat zum Beispiel die Gemeinde Zollikon ZH entschieden, das Ticket nicht einzuführen, berichtete SRF kürzlich. Es sei ein klarer Rückschritt und der Verkaufsprozess zu aufwändig. «Die Verkaufsabwicklung, die die SBB an die Gemeinden auslagert, ist viel zu aufwändig», sagt Markus Gossweiler, der Gemeindeschreiber von Zollikon. «Bezogen auf die Digitalisierung geht man damit, gegenüber dem heutigen Zustand, zwei oder drei Schritte rückwärts.»
Im Sarganserland hat sich sogar ein Komitee gegen das neue Modell gebildet. Die Kritikpunkte sind ähnlich: zu teuer, zu kompliziert, nicht übertragbar. Sie sind nicht allein. Bislang bieten 1200 Gemeinden eine solche Tageskarte an. Für das neue Modell haben sich seit Anmeldebeginn vor einem Monat lediglich etwa 500 entschieden, schreibt «20 Minuten».
Unsicherheiten seien «normal»
Das neue Modell wurde von der ÖV-Branchenvereinigung Alliance Swisspass entwickelt – zusammen mit dem Schweizerischen Städteverband und dem Schweizerischen Gemeindeverband. Dessen Direktor Christoph Niederberger versteht die Kritik am fehlenden Online-Angebot, wie er gegenüber «20 Minuten» sagt. Wenn der Aufwand höher sei, müsse man das anpassen. Die Verkaufsprovision für Gemeinden sei aber höher als für andere Partner der Allianz. Und viele Gemeinden würden das System unterstützen, die bisherigen Zahlen seien ein erfreuliches Resultat.
Die Alliance Swisspass sagt gegenüber der Zeitung, es sei zu früh für ein Fazit. «Gewisse Unsicherheiten sind normal bei der Ablösung eines Produkts, das in dieser Form gut 20 Jahre bestand.» Für die Gemeinden falle das finanzielle Risiko, weg, da sie nur das verkaufen würden, was nachgefragt wird. (bro)