Wer mit dem Nachtzug von Zürich nach Hamburg fahren will, muss früh buchen. Die Nachfrage ist riesig, im vergangenen Jahr fuhren eine halbe Million Menschen in einem Nachtzug in oder aus der Schweiz, schreibt der «Tages-Anzeiger» und es winkt schon ein neuer Rekord. Viele Fahrten seien bis September praktisch ausgebucht.
Doch wer auf eine gemütliche und entspannte Nacht hofft, wird oftmals enttäuscht. Zugreisende berichten von gestrichenen Abteilen, statt liegend kann man nur sitzend mitfahren. Auch die Duschen oder Verpflegung funktionieren häufig nicht, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Dazu kommt, dass in den ersten fünf Monaten von 2023 ein Viertel aller Nachtzüge zu spät ankamen.
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Die SBB bestätigen die Probleme. Die Verspätungen lägen an Baustellen in Deutschland, die in den letzten Jahren stark zugenommen hätten. Die Wagenausfälle seien im Vergleich zu den Vorjahren konstant geblieben. «Aufgrund der hohen Auslastung sind die Auswirkungen für die Reisenden grösser», sagt ein Sprecher zum «Tages-Anzeiger». Wenn ein Nachtzug ausgebucht ist, können Reisen nicht einfach so in einen anderen Wagen umgebucht werden. «Die SBB sind mit dieser Situation unzufrieden.» Man setze aber alles daran, um die Situation zu verbessern.
Auf Partner angewiesen
Derweil verschlafen die SBB den Trend. 2009 stellten sie eigene Nachtzuverbindungen ein und sind seither auf ausländische Partner angewiesen. Besonders die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sind aktiv, investieren für mehrere Hundert Millionen Euro in neue Züge und betreiben zwei Dutzend Linien, schreibt der «Tages-Anzeiger».
Die SBB vertrösten. Schon länger wurden Nachtzug-Verbindungen nach Rom und Barcelona angekündigt. Bislang ohne sie tatsächlich umzusetzen. Voraussetzung sei, dass das geänderte CO₂-Gesetz angenommen wird, denn das verspriche Fördermittel. Selber investieren kommen für die SBB nicht infrage. Nachtzüge sind aufwendig und können nur einmal pro Tag eingesetzt werden. Doch bis das CO₂-Gesetz tatsächlich eingeführt wird, dürfte es noch mindestens ein Jahr dauern. (bro)