Kaum eine setzt sich im Bundeshaus derart für den Ausbau des Nachtzug-Netzes ein wie die grüne Verkehrspolitikerin Aline Trede (38). Ausgerechnet sie hatte nun aber miserable Erfahrung auf dem Weg in die Ferien.
Die Fraktionschefin der Grünen im Bundeshaus wollte eigentlich per Nachtzug nach Holland reisen. Doch am Sonntagabend in Basel angekommen, war kein Zug in Sicht – nur eine Anzeige, wonach dieser «nicht abfahrbereit» sei. Nach einer Stunde Warten sei schliesslich die Durchsage gekommen, man solle an den Badischen Bahnhof weiter.
Gestrandet am badischen Bahnhof
Nur kam auch am Badischen Bahnhof an der Grenze zu Deutschland kein Zug – geschweige denn eine Information, wann und wie es weitergehe. «Es waren sicher 200 Leute auf dem Perron, darunter viele Familien» beschreibt Trede die Szene.
Wer kein Hotelzimmer organisieren konnte, musste es sich auf dem Perron bequem machen. Die Reisenden hätten sich gegenseitig unterstützt. Trede verteilte ihre Schlafsäcke, die sie für die Ferien eingepackt hatte, und bastelte gemeinsam mit einer mitreisenden Mutter einen Windschutz für deren Kinder. «Zum Glück war es eine einigermassen warme Nacht!», sagt sie. Erst um halb fünf Uhr morgens sei schliesslich ein Zug gekommen und die Reise endlich losgegangen.
«Es kann passieren, dass ein Zug ausfällt», betont Trede, dafür habe sie Verständnis. Sie ärgere sich aber sehr darüber, dass die Reisenden nicht informiert wurden. «Die Nachtzüge sind ausgebucht, diese Chance muss man doch packen!», sagt sie sichtlich frustriert. Nicht wenige ihrer gestrandeten Mitreisenden klagten, dass sie ein nächstes Mal lieber auf das Flugzeug ausweichen würden. «Das ist enorm schade!» Auf Instagram macht Trede ihrem Frust Luft. «Nachhaltig Reisen ist die Zukunft. Macht euren Job und optimiert das Angebot und den Umgang mit Kund:innen», schreibt sie.
Absprache habe «nicht funktioniert»
Die SBB entschuldigen sich auf Anfrage für die Umstände. Grund für den Ausfall sei eine technische Störung an der Lokomotive der Deutschen Bahn gewesen, die keinen Ersatz habe stellen können. «Nach Kontakt mit der DB ist man am Sonntagabend davon ausgegangen, dass die DB die Reisenden ab dem Badischen Bahnhof mit anderen Zügen weiter in Richtung Norden transportieren kann», so eine Sprecherin. Nur habe sich das im Nachhinein als «Fehleinschätzung» herausgestellt.
Die Passagiere am Bahnhof seien nicht informiert worden, weil die Absprache zwischen SBB und DB «nicht funktioniert» habe. Wenn möglich versuche man in solchen Fällen jeweils, die Schlaf und Liegewagen abzustellen, damit die Passagiere zumindest nicht auf dem Perron ausharren müssen. Allerdings sei das wegen Bauarbeiten im Basler Bahnhof nicht möglich gewesen.
Betroffene erhalten Entschädigung
Laut SBB waren rund 170 Personen mit Reservation im Schlaf- oder Liegewagen betroffen. Wie viele im Sitzwagen reisen wollten, weiss man nicht, weil dafür keine Reservation notwendig ist.
Reisende, die sich beim SBB-Kundendienst melden, würden den Fahrpreis zurückerstattet bekommen und zusätzlich eine Entschädigung erhalten. Man werde den Fall nun innerhalb der SBB und im Austausch mit den deutschen und niederländischen Partnern «intensiv aufarbeiten».
Aline Trede hat derweil auch für ihre Heimfahrt wieder einen Nachtzug gebucht. «Ich hoffe nur, diesmal ohne Nacht auf dem Perron!»