Kritik an SBB-Plänen
SVP-Giezendanner will Vollbremsung bei Nachtzügen

SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner hält nichts von den SBB-Plänen, wieder auf Nachtzüge zu setzen – schon gar nicht mit Klimafonds-Geldern. Aline Trede (Grüne) sieht das Angebot dagegen als Teil des Service Public und würde gern noch weiter ausbauen.
Publiziert: 18.09.2020 um 14:07 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2020 um 15:31 Uhr
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Die SBB wollen die Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen ausbauen.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Amsterdam, Rom, Barcelona: Die SBB wollen bei den Nachtzügen durchstarten und dafür die Kooperation mit der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) ausbauen. Von bislang sechs sollen die Nachtzug-Verbindungen auf zehn erweitert werden. – Und die Städte Bern und Zürich schachern bereits darum, wer die direkten Anschlüsse ans Nachtzugsnetz ergattert.

Den städtischen Freuden zum Trotz: Ob sich die Nachtzüge auch wirtschaftlich lohnen, ist eine andere Frage. 2008 sind die SBB selbst aus dem defizitären Geschäft ausgestiegen. Sie verkaufen seither nur noch Tickets für die ÖBB-Nightjets. Ein Selbstläufer dürften die Linien auch heute nicht sein, aber die Nachfrage sei gestiegen. Laut SBB geht es aber dennoch nicht ohne staatliche Zuschüsse aus den Klimafonds, der im neuen CO2-Gesetz vorgesehen ist.

Vollbremsung gefordert

Einer ist von den SBB-Plänen gar nicht begeistert: SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (38). Via Vorstoss fordert einen Stopp der Nachtzüge. Denn für ihn kann nicht schon Geld aus dem Klimafonds verteilt werden, wenn das CO2-Gesetz, mit dem dieser geschaffen werden soll, noch nicht vom Parlament verabschiedet worden ist.

Giezendanner enerviert sich, es könnten nicht jetzt schon «Gelder aus dem Klimafonds durch staatliche Unternehmer verplant und verschleudert» werden.

Der Klimafonds soll einerseits durch CO2-Abgaben auf Brennstoffen, andererseits durch die Flugticketabgaben geäufnet werden. Was Giezendanner ebenfalls sauer aufstösst: Damit würde die Flugindustrie direkt konkurrenziert und gerade die Reisebranche sei durch Corona schon genug geschädigt. Zudem: Das Ziel des Fonds, innovative Projekte zu fördern und Technologien zur Reduktion des CO2-Austosses zu fördern, werde damit verpasst, glaubt er.

Giezendanner möchte vom Bundesrat Machtwort hören. Die SBB müsse sich auf «bestehende Baustellen konzentrieren». Es sei unverständlich, dass die Bundesbahnen auf internationale Angebote setzen wollen, wenn doch schon innerhalb der Schweiz Linien gestrichen würden, weil es zu wenig Lokführer gibt.

Steigende Nachfrage

Die SBB ihrerseits haben sich bei der Bekanntgabe ihrer Pläne überzeugt gezeigt. Die Nachfrage nach der Alternative zu den umweltbelastenden Billigflügen ist im Zuge der Klimakrise gestiegen. Letztes Jahr haben die Bundesbahnen ein Viertel mehr Tickets für die Nightjets verkauft. «Diese Entwicklung ist nachhaltig, und die Nachfrage nach umweltfreundlicher und ressourcenschonender Mobilität wird weiter steigen», sagte SBB-CEO Vincent Ducrot (58).

Von der steigenden Nachfrage ist auch Grünen-Nationalrätin Aline Trede (37) überzeugt. «Der Anschluss an ein internationales Nachtzug-Netz gehört zum Service Public» findet sie – und damit gehöre es quersubventioniert. Schliesslich würden auch Postautos in Randregionen mit Bundesgeldern unterstützt.

Grüne Träume vom Veloverlad

Dass die SBB bereits Begehrlichkeiten auf den Klimafonds anmeldet, bevor dieser entschlossene Sache ist, sieht Trede weniger problematisch. Wenn die Schweiz dereinst auf diesem Weg die Nachtzüge unterstütze, sei das «absolut gerechtfertigt». Und auch abgesehen von der Unterstützung der Nachtzüge brauche es ohnehin Klimamassnahmen im Flugverkehr.

Die Grünen-Fraktion hat laut Trede selbst noch so einige Vorstösse zum Thema im Köcher: Etwa, dass die SBB auch noch weitere Destinationen aufnimmt, oder einen Veloverlad für die Nachtzüge anbietet.

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