Wilder Kandidat?
Blocher zeigt Interesse an Bundesrats-Rückkehr

Alt Bundesrat Blocher mischt sich in die Nachfolgedebatte für Viola Amherd ein. Er hält die Mitte-Kandidaten für ungeeignet und bringt sich selbst als Alternative ins Spiel. Seine Aussagen stellen die bisherige SVP-Linie und die Konkordanz infrage.
Publiziert: 11.02.2025 um 11:18 Uhr
|
Aktualisiert: 11.02.2025 um 12:40 Uhr
1/5
Alt SVP-Bundesrat Christoph Blocher stellt die Linie der eigenen Partei, das vorgeschlagene Mitte-Ticket zu respektieren, infrage – und stellt sich selbst zur Verfügung.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Christoph Blocher zeigt Interesse an Bundesratsrückkehr trotz seines fortgeschrittenen Alters
  • Blocher stellt SVP-Linie, auf das vorgeschlagene Ticket zu setzen, infrage
  • Mit 84 Jahren hält sich Blocher für geeigneter als Kandidaten Ritter und Pfister
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_817.JPG
Joschka SchaffnerRedaktor Politik

In den USA kehrte mit Donald Trump (78) ein Senior erfolgreich ins Regierungsamt zurück. In der Schweiz wollen die «Alten» deshalb anscheinend auch wieder zurück.

Wie SVP-Doyen Christoph Blocher im Interview bei «Tele Blocher» verlauten lässt, hält er wenig vom Mitte-Ticket für die Nachfolge von Verteidigungsministerin Viola Amherd (62). Der alt Bundesrat doppelt gegenüber CH Media gleich nach: Er selbst wäre auch mit 84 Jahren noch die bessere Wahl als die Jungspunde Markus Ritter (57) und Martin Pfister (61).

Bereits letztes Jahr zeigte Blocher Interesse an Rückkehr

Bereits letzten Sommer äusserte Blocher im Interview mit der «Handelszeitung» Interesse an einem erneuten politischen Amt. Insbesondere, wenn es darum ginge, «die Probleme im Asylwesen oder bei der Reduktion der Bundesausgaben zu lösen». Zumindest zweiteres ist auch im Verteidigungsdepartement möglich.

Noch im Januar zuvor gab er auf dem Albisgüetli seinen Quasi-Rücktritt. Es werde seine letzte Ansprache sein, erklärte er damals vor versammelter Partei. Durch den US-Wahlkampf und die anschliessende Wahl von Trump scheint Blocher die Angst vor dem Älterwerden jedoch wieder überwunden zu haben.

Mit seiner «Kandidatur» stellt Blocher zugleich auch die bisherige SVP-Linie infrage. Seit Blochers Abwahl im Jahr 2007 gilt nämlich: Wer sich wild wählen lässt, fliegt aus der Partei – und die Tickets anderer Parteien werden respektiert. Laut Blocher soll sich das Parlament aber nun dennoch ausserhalb der vorgeschlagenen Auswahl nach Alternativen umschauen dürfen.

Ende der Konkordanz?

Der ehemalige Bundesrat argumentiert, dass es primär darum gehe, eine kompetente Person für die Behebung der Missstände im Verteidigungsdepartement zu finden. «Wenn das Parlament zum Schluss kommt, dass die beiden vorgeschlagenen Kandidaten der Mitte für diese Aufgabe eher nicht geeignet sind, kann es jemanden anders wählen», sagt Blocher.

Eben jemanden wie er selbst. «Ich glaube, dass ich die nötigen Fähigkeiten mitbringe», sagt Blocher. «Nach zweidreiviertel Jahren könnte man den Sitz dann der Mitte-Partei zurückgeben.»

Mit seinen Äusserungen fordert Blocher sozusagen auch ein Ende des Schweizerischen Konkordanzssystems. Denn mit einem Wähleranteil von 14,1 Prozent hat die Mitte-Partei einen klaren Anspruch auf einen Bundesratssitz.

SVP-Präsident Dettling äussert sich nur zurückhaltend

Laut Blocher stehen seine kontroversen Aussagen jedoch auf keinen Fall im Widerspruch zur bestehenden SVP-Regel. «Ja, wir haben diese Klausel – trotzdem ist das Parlament frei in seiner Wahl», sagt er. «Und es ist so bei uns: Mit einer Zweidrittelmehrheit kann die Fraktion beschliessen, dass ein wild gewählter SVP-Politiker trotzdem Mitglied der Partei bleibt.»

Ist es also denkbar, dass die SVP einen wilden Kandidaten unterstützt? Parteipräsident Marcel Dettling (44) äussert sich bei CH Media nur vorsichtig. «Wir werden zuerst die Anhörungen durchführen und entscheiden dann, wen wir unterstützen», schreibt er. Damit lässt er offen, ob die SVP-Fraktion tatsächlich einen der Mitte-Kandidaten unterstützen wird. Und deutet an: Das Wort Blochers scheint in der Partei weiterhin Gewicht zu haben.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?