Wie viel Geld braucht die AHV wirklich?
AHV-Verrechner steigt auf 10-Milliarden im Jahr 2040

Der AHV-Verrechner des Bundes sorgte im Sommer für Aufregung. Eine neue Zahl lässt nun aufhorchen: Im Jahr 2040 sollen die Ausgaben sogar um gut 10 Milliarden tiefer sein als bisher angenommen.
Publiziert: 12.09.2024 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2024 um 09:54 Uhr
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Wie viel Geld braucht die AHV nun wirklich? Sozialministerin Elisabeth Baume-Schneider muss die Frage rasch klären.
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Es war der Aufreger des Sommers: Die AHV steht um Milliarden besser da, als der Bund bisher prognostizierte. Während Jahren hat das Bundesamt für Sozialversicherungen falsche Berechnungsformeln angewendet. Allein im Jahr 2033 steht das Sozialwerk bei den Ausgaben um 4 Milliarden besser da. Alle jährlichen Abweichungen zusammengezählt sind es bis dahin sogar 14 Milliarden Franken. 

Die Rechnungspanne hat bei der Bevölkerung für viel Verunsicherung gesorgt und dürfte auch die Abstimmung über die umstrittene Pensionskassen-Reform beeinflussen. Das schlägt sich auch in der zweiten SRG-Trendumfrage nieder, wonach die Gegner nun vorn liegen und ein klarer Nein-Trend zur Reform der beruflichen Vorsorge erkennbar ist. 

Das Bundesamt für Sozialversicherungen ist daran, die neuen AHV-Finanzperspektiven zu validieren. Gesicherte Resultate sollen noch im September präsentiert werden.

Per 2040 um 10 Milliarden daneben

Die Rechenpanne treibt Bundesbern um. So fand Ende August auch in der ständerätlichen Sozialkommission eine Aussprache dazu statt. Bisher beschränkte sich das Bundesamt bei seinen Korrekturen auf den Zeitraum bis 2033. Um wie viel die Schere danach weiter auseinandergeht, war bisher unbekannt. Doch die Differenz fällt dem Vernehmen nach happig aus.

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Eine Zahl lässt dabei aufhorchen, die der stellvertretende Amtsdirektor Bruno Parnisari in der Kommission genannt hat: Im Jahr 2040 liegt die alte Berechnung um satte 10 Milliarden Franken daneben. Aufgrund des langen Zeithorizonts lasse sich aber keine genaue Zahl nennen, die Abweichung könne auch bei 9 oder 11 Milliarden liegen, beschied Parnisari den Ständeräten. 

Das Bundesamt für Sozialversicherungen will diese Zahl auf Blick-Nachfrage nicht kommentieren und verweist auf das Kommissionsgeheimnis.

Umlagedefizit tiefer

Doch der Rechenfehler dürfte die AHV-Debatte nachhaltig beeinflussen, vor allem, weil er auch das Umlageergebnis beeinflusst. Dieses zeigt auf, ob sich die jährlichen Rentenausgaben über die jeweiligen Einnahmen aus Lohnbeiträgen, Mehrwertsteuer oder Spielbankenabgabe decken lassen oder nicht. Kurz: Kommt so viel rein, wie ausgegeben wird?

Ging der Bund bisher von einem Umlagedefizit von gut 7 Milliarden für das Jahr 2033 aus, hat es sich mit der Korrektur auf rund 4 Milliarden fast halbiert. Wie stark sich das Umlagedefizit in den Jahren danach reduziert, lässt das Amt vorerst offen.

In seinen Berechnungen zur 13. AHV-Rente liess es sich aber auf die Äste hinaus: Per 2040 bezifferte es das Umlagedefizit in seinem Referenzszenario auf 11,842 Milliarden Franken. Mit der Korrektur dürfte sich dieses jedoch um einige Milliarden reduzieren – wohl nicht gleich auf eine «rote Null», doch ein mittlerer einstelliger Milliardenbetrag anstelle eines zweistelligen Milliardendefizits scheint durchaus realistisch. Langfristig braucht die AHV wohl einige Dutzend Milliarden weniger.

Nächste AHV-Reform steht an

Allerdings: Auch wenn die Finanzierungslücke kleiner wird – eine Lücke bleibt. Umso wichtiger ist nun, dass bei den AHV-Prognosen nun rasch Licht ins Dunkel kommt, stehen doch bedeutende Entscheide an.

So ist Sozialministerin Elisabeth Baume-Schneider (60) nicht nur daran, die Finanzierung für die 13. AHV-Rente aufzugleisen. Bis Ende 2026 muss sie dem Parlament auch eine AHV-Reform für die Zeit von 2030 bis 2040 vorlegen. Zeit also, dem Zahlenblindflug ein Ende zu setzen. 

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