Verbot hin oder her – Drogen werden immer konsumiert. Das zeigen die Recherchen von «Blick TV: Undercover»: Ein nicht zu unterschätzender Teil der Schweizer Bevölkerung konsumiert illegale Substanzen und kauft diese längst nicht mehr an der Strassenecke, sondern im Netz. Den Behörden fällt es immer schwerer, ihre restriktive Politik durchzusetzen.
Ist also ein grundsätzliches Umdenken nötig? Darüber diskutierten heute Mauro Tuena (SVP), Manuela Weichelt (Grüne) und Regine Sauter (FDP) auf Blick TV. Wir wollten im Vorfeld wissen, was unsere Leserinnen und Leser darüber denken.
Nur 18 Prozent sind für generelles Verbot
Über 3500 Leserinnen und Leser nahmen an unserer grossen Drogenumfrage teil. 45 Prozent geben an, selbst ab und zu illegale Substanzen zu konsumieren. Und wenn nicht, kennt zumindest die Mehrheit einen Konsumenten: 55 Prozent unserer Community sagen, in ihrem Umfeld sei es völlig normal, dass ab und zu «gedrögelt» wird.
Dementsprechend wünscht sich die Mehrheit unserer Leserinnen und Leser einen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik. Gerade einmal 18 Prozent sind der Meinung, sämtliche Drogen gehörten verboten. Rund ein Viertel fände es sinnvoll, zumindest sanfte Drogen zu legalisieren. 49 Prozent sind der Ansicht, die Schweiz sollte einfach alles legalisieren oder zumindest entkriminalisieren.
Steuern zur Finanzierung der AHV?
In der Diskussion finden sich starke Argumente für eine liberalere Drogenpolitik: «Wenn man will, bekommt man es so oder so», schreibt unsere Leserin Ursula Meier. «Der Konsumentenschutz wäre viel höher, der Staat hat eine gewisse Kontrolle und keine unnötigen Polizeieinsätze», glaubt Severin Manuel und nennt Portugal als Beispiel. Der Besitz von Drogen zum Eigenverbrauch steht dort seit 2001 nicht mehr unter Strafe.
Es geht aber nicht nur darum, Drogenkonsumenten vor Beschaffungskriminalität und gestreckter Ware zu schützen – der Staat könnte auch mitverdienen, statt das gesamte Geschäft dem Schwarzmarkt zu überlassen. Leserin Liliane Sommer fordert für den Fall einer Legalisierung «hohe Steuern zur Finanzierung der Spätfolgen, Krankenkasse, IV, AHV und so weiter».
«Was ist mit den Jugendlichen?»
Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich Sorgen um die Gesundheit der Bevölkerung machen: «Was ist mit den Jugendlichen?», fragt Alexandra Peng. «Es ist heute Glückssache, wenn Jugendliche nicht mit Alkohol und Drogen in Berührung kommen.» Doch eben genau deswegen müssen Handel und Konsum legalisiert und somit reguliert werden, entgegnet Gregori Lutz.
«Viele Drogen lösen schwerwiegende psychische Probleme aus», schreibt Thias Meister. Andere lassen dieses Argument nicht gelten, weil Alkohol in ihren Augen genauso gefährlich, aber legal ist: «Weil viele selbst trinken, bezeichnen sie Alkohol nicht als Droge – lächerlich», findet Sabine Herzog. Trotzdem möchten viele Leserinnen und Leser nicht für mögliche Folgeschäden aufkommen müssen: «Von mir aus gebt alles frei, ich will dann aber nicht mit meinen Steuern und Krankenkassenbeiträgen die Hilfe für die Süchtigen mittragen müssen», schreibt Thomas Schnider.
Ist der «Krieg gegen Drogen» verloren?
In einem ist sich die Community jedoch ziemlich einig: So wie bisher kann es nicht weitergehen. 92 Prozent der Teilnehmer unserer Umfrage sind der Meinung, dass in der Drogenpolitik vieles falsch läuft und Anpassungen nötig sind. «Natürlich hat die aktuelle Drogenpolitik, also der Krieg gegen Drogen, versagt», fasst Leser Martin Zürcher zusammen. «Er kostet nur Unsummen an Geld und es sterben so viele Menschen auf beiden Seiten. Dabei erreicht man nichts, ausser, dass man überhaupt erst den Nährboden für kriminelle Machenschaften bietet.»
Was die Vertreter der verschiedenen Parteien im Talk von Blick TV zur Schweizer Drogenpolitik sagen, siehst du oben im Video.