Wegen Panzer auf dem Pausenplatz
Linke will Armee an kurze Leine nehmen

Einen Geschützturm bedienen und mit Gewehren hantieren: Kindern in einem Zuger Primarschulhaus sollte die Armee nähergebracht werden. Damit verletzte das Militär interne Vorgaben. Nun fordert die Linke noch strengere Regeln.
Publiziert: 02.10.2024 um 11:57 Uhr
|
Aktualisiert: 02.10.2024 um 17:53 Uhr
1/7
Auf dem Pausenplatz der Schule Kirchmatt in Zug sollte im März den Primarschulkindern die Armee näher gebracht werden.

Auf einen Blick

  • SP-Nationalrat fordert klare Regeln für Armeeauftritte an Schulen
  • Kinder bedienten Geschützturm und hantierten mit Gewehren auf Pausenplatz
  • 25 Parlamentsmitglieder von Links-Grün unterstützen die Forderung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_398.JPG
Daniel BallmerRedaktor Politik

SP-Nationalrat Hasan Candan (39) und seinen Mitstreitern ist der Vormarsch der Armee auf Schweizer Schulhöfe ein Dorn im Auge. 25 Parlamentsmitglieder von Links-Grün fordern klarere Regeln, an die sich das Militär gegenüber Schulkindern künftig zu halten hat.

Der Stein des Anstosses: Im März waren gleich mehrere Militärfahrzeuge auf dem Pausenplatz der Primarschule Kirchmatt in Zug aufgefahren – darunter ein Radschützenpanzer Piranha. Schulkindern von 7 bis 12 Jahren sollte die Schweizer Armee näher gebracht werden. Die Kinder hätten die Fahrzeuge begutachtet, den Geschützturm bedient und mit Gewehren hantiert. Ein Mädchen habe auf andere gezielt, die kreischend davon gerannt seien.

«Direkter Kontakt mit Waffen wird verhindert»

Wie schwierig die kindergerechte Aufklärung ist, zeigte sich am Beispiel einer Claymore Mine. Einer der Armeeangehörigen habe einen anderen gefragt: «Wie erklärt man das den Kids? Wenn du hier drückst, sind 50 Leute tot?» Dass die Aktion umstritten war, zeigte sich an der Reaktion der Verantwortlichen: Medien waren unerwünscht.

Für den Bundesrat sind solche Auftritte kein Problem. Er erachte die Aufklärung und Informationsvermittlung als wichtig – gerade wegen der Wehrpflicht. Allerdings: «Im Falle einer Präsentation von militärischen Mitteln wird der direkte Kontakt von Kindern und Jugendlichen mit Waffen verhindert.»

«Verstoss hätte nicht passieren dürfen»

Das war an der Primarschule Kirchmatt klar nicht der Fall. «Im beschriebenen Fall in Zug liegt offenbar ein Verstoss vor und hätte nicht passieren dürfen», findet SP-Sicherheitspolitiker Candan. Dies überrasche sehr, sei der Besuch doch mit dem zuständigen Kommandanten abgesprochen gewesen.

Dem Informationsbedürfnis von Kindern und Jugendlichen sei Rechnung zu tragen, sehen auch die Kritiker ein. Doch Angaben des Bundesrats zeigten auch, dass keine spezifischen Vorgaben bestehen zu Besuchen der Armee bei Bildungseinrichtungen – und zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Traumatisierungen, gerade solcher mit Kriegserfahrungen. «Dies stellt einen Missstand dar und muss korrigiert werden», findet Candan.

Deshalb fordert die Linke eine Anpassung des Dienstreglements. Besuche der Armee bei Bildungseinrichtungen seien vorgängig dem Verteidigungsdepartement zu melden. Dabei seien Kinder und Jugendliche vor Traumatisierungen zu schützen. Die Armeeangehörige sollen darauf sensibilisiert werden. Und vor allem: Besuche der Armee bei Bildungseinrichtungen sollen nur noch ohne Gefechtsfahrzeuge oder Waffen stattfinden dürfen.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?