Erste Versuche schon nächstes Jahr
Schweizer Armee plant Bau von Kamikazedrohnen

Der Krieg in der Ukraine hat einen Wandel in der Rüstungspolitik ausgelöst. Nun treibt der Bund Pläne voran, um aus unbemannten Fluggeräten tödliche Waffen zu machen.
Publiziert: 26.07.2024 um 08:50 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2024 um 10:26 Uhr
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Sie sind hochpräzise und tödlich: Kampfdrohnen werden gerade im Ukraine-Krieg immer wichtiger.
Foto: Facebook/ CinC AF of Ukraine
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Daniel BallmerRedaktor Politik

Sie sind hochpräzise und tödlich: Kampfdrohnen werden gerade im Ukraine-Krieg immer wichtiger. Sie zerstören feindliche Panzer, aber auch zivile Einrichtungen. Lange hatte das Verteidigungsdepartement (VBS) von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd (62) dennoch nichts davon wissen wollen. Der Ukraine-Krieg aber hat auch bei der Schweizer Armee für ein Umdenken gesorgt – und damit im vergangenen Jahr auch das Parlament überrascht.

Und nun soll das VBS plötzlich Pläne schmieden, in der Schweiz selbst Kamikazedrohnen zu entwickeln, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Im Juli habe das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) rund hundert Vertreter der weltweit führenden Schweizer Drohnenindustrie eingeladen. Bisher arbeiten diese allerdings vorab im zivilen Bereich, wollen mit dem Militär nichts zu tun haben.

Bund will neue Rüstungsindustrie aufbauen

«Traditionell hat es zwischen der Drohnenindustrie und der Rüstungsindustrie recht grosse Berührungsängste gegeben», wird Tobias Vestner vom Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik zitiert. «Aber der Ukraine-Krieg ist ein Gamechanger. Die Sicherheitslage verschlechtert sich. Die Hemmschwelle sinkt bei den Entwicklern.»

Auch Rüstungschef Urs Loher (57) und Armeechef Thomas Süssli (57) sehen in militärischen Drohnen eine Revolution in der Kriegsführung. Und: Sie seien eine Chance, vielleicht sogar eine neue Rüstungsindustrie aufzubauen. So könne man nicht nur die Abhängigkeit vom Ausland reduzieren, sondern auch befreundeten Staaten etwas anbieten. «Die Schweiz wird nie mehr selbst einen Panzer oder ein Kampfflugzeug entwickeln. Wir müssen uns fragen: Was können wir gut?», wird Loher zitiert. Die Antwort: Drohnen.

Unter der Schirmherrschaft von Verteidigungsministerin Amherd sei daher eine Taskforce gegründet worden, mit dem Ziel, in der Schweiz Angriffsdrohnen zu entwickeln.

Bürgerliche machen schon länger Druck

Neben der Angriffswaffe gehe es dem VBS aber auch um die Drohnenabwehr. In den kommenden drei Jahren könne die Industrie mit einem «zweistelligen Millionenbetrag» an Forschungsgeldern rechnen, berichtet der «Tages-Anzeiger». Drei Klassen von Angriffsdrohnen sollen entwickelt werden, mit 10, 100 und sogar mehr als 300 Kilometern Reichweite.

Die SVP forderte schon 2022 die «rasche Einführung bewaffneter Drohnen». SVP-Nationalrat Thomas Hurter (60) reagiert denn auch zufrieden: «Das geht in die richtige Richtung. Und Eigenständigkeit ist immer sinnvoll.»

Und selbst die grüne Sicherheitspolitikerin Marionna Schlatter (43) lässt sich mit der Aussage «lieber Drohnen als Panzer» zitieren. Wenn man sich als Land entschieden habe, eine Armee zu betreiben, sollte man das Budget dafür auch sinnvoll verwenden – und Drohnen seien nun mal eine Technologie der Zukunft.

Rüstungschef Loher ist gemäss Bericht zuversichtlich, dass Armasuisse Kooperationen mit Schweizer Drohnenfirmen eingehen werde. Es seien bereits «gute Kontakte» zustande gekommen. Aus diesen sollen bald «Prototypen» und «Tests» entstehen. Schon im kommenden Jahr soll die Armee erste Versuche mit Kamikazedrohnen durchführen.

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