Auf einen Blick
- Der Kanton Zug schwimmt im Geld und investiert ins Gesundheitswesen, um die Krankenkassen-Prämien abzusenken
- Grüne sagen über Pfister: Pfister kann haushälterisch regieren
- Laut Weggefährten würde sich Mitte-Kandidat Martin Pfister auch in Bundesbern behaupten können
3,2 Milliarden Franken. So viel Geld wird Zug in zwei Jahren voraussichtlich in der Kasse haben. Der reichste Kanton der Schweiz wird immer reicher und reicher – und weiss kaum, wohin mit all dem Vermögen.
220 Millionen Franken. Diese Summe haben Gesundheitsdirektor und Mitte-Bundesratskandidat Martin Pfister (61) sowie seine Regierungskollegen in den Jahren 2026 und 2027 für das Gesundheitswesen abgesegnet – und sorgen für ein schweizweites Novum: Statt wie bisher 55 wird der Kanton neu 99 Prozent der Fallkosten bei Spitalaufenthalten übernehmen.
Auch Bürgerliche müssen in Zug investieren
So soll das bis zum Bersten gefüllte Portemonnaie des Steuerparadieses immerhin etwas weniger prall wirken. Um rund 18 Prozent sollen dadurch die Krankenkassenprämien der Zugerinnen und Zuger sinken. Wie kann der Gesundheitsdirektor eines solch unbeschwerten Kantons überhaupt im groben Spardiktat des Bundes bestehen?
Ein Regierungsposten im Kanton Zug sei durchaus speziell, sagt etwa Luzian Franzini (29), Co-Präsident der Grünen Kanton Zug. Aufgrund der sprudelnden Einnahmenquellen gebe es oft gar keine andere Wahl, als zu investieren.
«Diese Geberkanton-Mentalität müsste beim Bund abgelegt werden», sagt Franzini. Wie sich Pfister also unter den Sparmassnahmen des Bundes schlagen würde, sei für ihn schwierig einzuschätzen.
In Zug wird dennoch über Geld diskutiert
Der Zuger Gesundheitsdirektor versuchte die Frage bereits an seiner Pressekonferenz von letzter Woche selbst zu entschärfen. «Als ich 2016 gewählt wurde, hatten wir zwei Jahre mit Sparprogrammen», sagte er. Er kenne es also, das Sparen.
Mittlerweile ist das Loch längst überwunden. Das führt zu Effekten, die auch den Gesundheitsdirektor rasch in ein gutes Licht werfen. So wenden Zugerinnen und Zuger, die nach Definition des Bundes ein niedriges Einkommen aufweisen, bereits heute durchschnittlich nur sieben Prozent ihres Lohns für Krankenkassenprämien auf. Zum Vergleich: Die nationale Prämienentlastungs-Initiative der SP forderte letztes Jahr maximal zehn Prozent.
«Natürlich ist die finanzielle Situation in Zug komfortabler als in anderen Kantonen», sagt auch der Basler Mitte-Regierungsrat Lukas Engelberger (49). Dennoch heisse das nicht, dass im Innerschweizer Kanton nicht über Prioritäten diskutiert würde.
In der Gesundheitspolitik sozial
Grund dafür dürfte auch der Finanzdirektor sein: SVP-Zampano Heinz Tännler (64) beschwert sich zwar regelmässig über das endlos steigende Eigenkapital des Kantons – beim Öffnen «seiner» Staatskasse handelt er dennoch selektiv. Der Geldsegen für Zug bedeutet also keineswegs freie Fahrt für die Departemente.
Dass Pfister daher auch unter dem strikten Bundesbudget bestehen wird, bezweifelt Engelberger nicht. «Haushälterisch zu regieren ist sein Naturell», sagt er. Engelberger, Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), kennt seinen Parteikollegen schon sehr lange. «Ich schätze ihn sehr und freue mich, dass er sich für den Bundesrat zur Verfügung stellt», sagt der Basler.
Andere Stimmen aus der GDK attestieren dem Bürgerlichen Pfister in der Gesundheitspolitik derweil ein ausgesprochen soziales Herz. In der ausschliesslich bürgerlichen Exekutive könne er daher – auch mangels Alternativen – fast schon als linker Pol gewertet werden.
Harmoniert Pfister mit Keller-Sutter?
Die Zuger Kantonsregierung habe aber grundsätzlich eine grosse marktwirtschaftliche Orientierung, sagt Grünen-Politiker Franzini. In Bundesbern könnte Pfister aus linker Sicht also plötzlich sogar zu gut mit der Sparpolitik von Finanzministerin Karin Keller-Sutter (61) harmonieren. Aus Franzinis Sicht brauche es aber einen Mitte-Bundesrat, der den Sparbemühungen überzeugt entgegentreten könne. «Ich weiss nicht, ob Herr Pfister diesen korrigierenden Effekt bringen würde.»
Pfisters Durchsetzungskraft bleibt sowieso ein Fragezeichen: Politikerinnen und Politiker aus Zug und der GDK beschreiben Pfister als angenehmen, aber auch zurückhaltenden Menschen. Auch Pfister selbst stimmte an seiner Pressekonferenz Letzterem zu. Engelberger kommt seinem Kollegen zu Hilfe: «Es entspricht nicht unbedingt dem Medienbild, wer an der Sitzung dominant ist und wer nicht», sagt er.