Virologe Andreas Cerny hält die neuen Lockerungen für vertretbar
«Privatpartys sind risikoreichste Öffnung»

Offene Beizen, mehr Zuschauer bei Veranstaltungen und grössere Familienfeste: Der Bundesrat wagt einen grossen Öffnungsschritt. Der Tessiner Virologe Andreas Cerny mahnt zur Vorsicht, hält die Lockerungen aber für vertretbar. Er spricht von einem «kalkulierten Risiko».
Publiziert: 26.05.2021 um 15:08 Uhr
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Aktualisiert: 26.05.2021 um 15:14 Uhr
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Die Lockerung bei den privaten Treffen sei die «risikoreichste Öffnung», sagt Virologe Andreas Cerny.
Foto: JESSICA KELLER
Ruedi Studer

Der Bundesrat wagt den nächsten Öffnungsschritt – und der fällt grösser aus als erwartet. So dürfen die Beizen ihre Gäste auch wieder drinnen bedienen, für kulturelle und sportliche Publikumsveranstaltungen sind drinnen 100 und draussen 300 Zuschauerinnen und Zuschauer erlaubt. Und auch private Treffen daheim dürfen wieder mit mehr Freunden steigen – 30 drinnen oder 50 draussen zur Grillparty.

Gerade bei den privaten «Festli» zu Hause macht der Bundesrat einen grossen Schritt vorwärts, dürfen diese schliesslich ohne Schutzkonzept durchgeführt werden. «Es ist bei solchen Veranstaltungen jedoch weiterhin grosse Vorsicht geboten, da sie in der Vergangenheit häufig als Ansteckungsort vermutet wurden», mahnt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aber weiterhin.

Selbsttest vor Familienfest machen

«Die Privatpartys sind die risikoreichste Öffnung», sagt der Tessiner Virologe Andreas Cerny zu Blick. Denn hier würden sich die Leute tendenziell öfter ohne Maske und länger im gleichen Raum bewegen. «In der zweiten Welle gab es viele Infektionen bei privaten Anlässen.»

Ein zu grosses Risiko also? «Wenn sich die Leute weiterhin vorsichtig verhalten und vorher möglichst einen Selbsttest machen, ist das Risiko vertretbar», meint Cerny. Kommt hinzu, dass die schweizweiten Fallzahlen derzeit nicht besonders hoch sind. Am Mittwoch wurden gerade noch 996 neue Fälle gemeldet.

«Dass die Fallzahlen nun gleich wieder explodieren, ist daher unwahrscheinlich», so Cerny. «Entscheidend ist, dass allfällige Ausbrüche rasch vom Contact-Tracing verfolgt werden – was bei 30 bis 50 Personen aber eine recht happige Arbeit ist.» Man müsse das Geschehen genau im Auge behalten – «und notfalls muss man zurückbuchstabieren».

Cerny zeigt sich optimistisch

Cerny zeigt sich optimistisch. «Wir haben bisher mit den notwendigen Intervallen von drei bis vier Wochen sehr vorsichtig geöffnet und das Geschehen damit unter Kontrolle.» Das Corona-Regime sei bisher recht restriktiv gewesen, deshalb seien die Fallzahlen auch gesunken.

Und: «Die Leute haben sich mittlerweile an die Schutzmassnahmen gewöhnt und halten sich auch recht gut daran.» Daher macht er sich auch keine Sorgen, dass die Fallzahlen mit dem neuen Öffnungsschritt wieder massiv steigen. «Dank der Impfungen können wir viele schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindern», sagt Cerny. «Es handelt sich um ein kalkuliertes Risiko. Insgesamt ist der neue Öffnungsschritt aber in Ordnung.»

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