Auf einen Blick
US-Präsident Donald Trump (78) hält die Welt auf Trab. Er zettelt einen Handelskrieg an und hat Zölle auf Waren aus Kanada und Mexiko eingeführt – nur um sie zwei Tage später wieder auszusetzen.
Auch der Europäischen Union droht Trump mit dem Zollhammer. Was indirekt auch die hiesige Wirtschaft betreffen würde: Schweizer Unternehmen haben Tochterfirmen im Ausland, Konzerne wie etwa jene der Pharmabranche sind stark vom US-Markt abhängig. Obendrauf hat Trump Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt.
Ahnungslosigkeit in der Schweiz
Die EU bereitet sich für die Retourkutsche vor. Die Zölle würden «nicht unbeantwortet bleiben», warnte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66). Und die Schweiz? Gibt sich erst mal zurückhaltend. Beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) will man sich zu den Plänen nicht auf die Äste hinauslassen: Man sei dabei, die angekündigten Massnahmen zu analysieren, heisst es auf Anfrage. «Diese Arbeiten laufen aktuell mit höchster Priorität. Solange es nicht konkret ist, wollen wir nicht über mögliche Massnahmen spekulieren.»
Währenddessen macht sich in Wirtschafts- und Industriekreisen langsam Sorge breit. «Die Schweiz ist gefordert», sagte Stefan Brupbacher (57), Direktor von Swissmem, dem grössten Schweizer Industrieverband im Interview mit Blick. «Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz.»
Abseits des Rampenlichts begab sich auch Ex-US-Botschafter Edward McMullen (60) auf Mission. Diese Woche erteilte er als selbständiger Consultant auf einer Schweiz-Tour zwischen Bern und Zürich Ratschläge, wie SonntagsBlick erfahren hat. Dabei traf er Vertreter von Schweizer Firmen und Interessengruppen, darunter auch die Spitze des Industrieverbands Swissmem.
McMullens Schattendiplomatie
McMullen ist ein enger Vertrauter von Trump. Als Schweiz-Kenner sieht er sich angesichts des drohenden Handelskriegs mit Europa als Vermittler zwischen Bern und Washington und gibt Tipps, wie sich die Eidgenossenschaft gegenüber den USA verhalten soll.
Seine Devise: Die Schweiz müsse in den USA bei jeder Gelegenheit und auf allen Ebenen ihre Vorteile herausstreichen. Etwa, dass sie anders als die EU keine Importzölle auf Waren aus den USA erhebe und sechstgrösste Investorin in den USA sei. Weiter habe die Schweiz eine tiefe Mehrwertsteuer, was für US-Exporteure ebenfalls von Vorteil sei.
Seco-Chefin platziert Anliegen bei McMullen
Während seiner Tour de Suisse hat sich McMullen auch mit Seco-Chefin Helene Budliger Artieda (60) getroffen. Sie hat an einem «informellen Abendessen» in Zürich mit Vertretenden des Privatsektors teilgenommen, wo McMullen ebenfalls anwesend war. Das bestätigt das Seco auf Anfrage.
Ein bilaterales Treffen zwischen dem Seco und McMullen habe nicht stattgefunden, der Trump-Vertraute sei als Privatperson hier gewesen. Grundsätzlich nutze die Schweiz aber «alle möglichen Kanäle, um ihre Anliegen zu deponieren», schreibt das Seco.
Offiziell war Budliger Artieda noch nicht mit ihren Amtskolleginnen und -kollegen aus den Vereinigten Staaten in Kontakt, sagte sie am Samstag im Interview mit CH Media. Ein Besuch in Washington sei in ein paar Wochen geplant.