Am kommenden Sonntag wollen Tausende ins Schweizer Parlament gewählt werden. Wie hoch die Arbeitsbelastung im National- oder Ständerat ist, dürften jedoch viele unterschätzen. Besonders wenn neben dem Job und dem Parlamentsmandat noch die Kinderbetreuung dazu kommt. «Ich kümmere mich am Morgen um die Kinder, da bin ich schon zum ersten Mal geschafft, wenn ich ins Parlament komme», sagt die Grüne-Fraktionschefin Aline Trede (40) gegenüber der «NZZ am Sonntag». Sie ist Mutter zweier Kinder. «Burnouts sind ein Tabu im Parlament, aber es gibt viele, die an Grenzen kommen.»
Sie will darum einen Vorstoss einreichen, der fordert, dass die Ratsmitglieder Geld für eine «Tagesmutter» oder einen «Tagesvater» bekommen. Vorbild sind dabei die «persönlichen Mitarbeiter». Pro Jahr darf jede Parlamentarierin und jeder Parlamentarier dafür 33'000 Franken ausgeben. «Aber Kinderbetreuung ist auch Arbeit, wieso sollten wir da nicht auch Unterstützung bekommen?», sagt Trede gegenüber der Zeitung.
Andere Sessionszeiten?
Um die Eltern zu entlasten, soll zudem die Session umgestaltet werden. Bislang treffen sich die Parlamentarier viermal pro Jahr für drei Wochen. Trede schwebt Beratungen einmal pro Monat für eine Woche vor.
Bei der politischen Konkurrenz kommt der Vorschlag der finanziellen Unterstützung nicht gut an. SVP-Nationalrätin Martina Bircher (39) sagt gegenüber der «NZZ am Sonntag» zwar, dass sie die Probleme kenne. Aber: «Es darf nicht sein, dass Parlamentarier eine staatlich bezahlte Lösung bekommen und besser gestellt sind als normale Arbeitnehmer.» (bro)