Diesen Herbst hat die Schweizer Stimmbevölkerung die Möglichkeit, das neue Parlament für die nächsten vier Jahre zu bestimmen. Auch diesmal dürfte rund die Hälfte der Stimmberechtigten nicht an der Wahl teilnehmen.
Ein Blick in verschiedenen Schweizer Städte zeigt: Bisher ist die briefliche Wahlbeteiligung nicht sonderlich hoch. In fast allen angefragten Städten ist die Beteiligung bisher tiefer als zum gleichen Zeitpunkt vor vier Jahren. Bei den letzten nationalen Wahlen 2019 gingen 45,1 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne.
Tiefe Rücklaufquote
In St. Gallen haben bis am Mittwoch lediglich 16,4 Prozent der Berechtigten brieflich gewählt. Die Wahlbeteiligung bei den letzten National- und Ständeratswahlen lag gemäss den Bevölkerungsdiensten 13 Tage vor dem Wahlsonntag am 7. Oktober 2019 höher – nämlich bei 17,2 Prozent.
In der Bundesstadt Bern lagen am Mittwoch 13'443 retournierte Couverts vor, das entspricht 15,1 Prozent aller Stimmberechtigten. Im Jahr 2019 hatten am selben Stichtag bei rund 16,0 Prozent schon ihren Wunsch fürs Parlament abgegeben. Nicht viel besser sieht die Lage in Genf aus: Dort haben auch erst gerade mal 16 Prozent bereits gewählt.
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Immerhin 19,1 Prozent der Wahlberechtigten haben in der Stadt Basel brieflich ihre Stimme abgegeben – vier Jahre zuvor lag die Beteiligung zum gleichen Zeitpunkt schon bei 20,0 Prozent.
Pflichtbewusste Zürcher
Etwas fleissiger ihre Rechte wahrgenommen haben bisher die Zürcherinnen und Zürcher. Dort haben 21,7 Prozent bereits an der Wahl teilgenommen. Die Stimmbeteiligung liege in vergleichbarem Rahmen, tendenziell sogar ganz leicht höher, heisst es bei der Stadt auf Anfrage. Die Tendenz lasse jedoch keine Rückschlüsse aufs Interesse generell und auch nicht auf die Wahlbeteiligung insgesamt bis am Wahlsonntag von 22. Oktober zu.
Gemäss Umfrage gehen jedoch Experten schon jetzt von einer eher tieferen Wahlbeteiligung als 2019 aus. Die Bedeutung der bevorstehenden Wahlen für die Zukunft der Schweiz werde als weniger gross eingeschätzt als jene der Wahlen 2019, heisst es im neusten SRG-Wahlbarometer des Forschungsinstituts Sotomo. Vor allem unter Linken dürfte die Mobilisierung schwieriger sein als 2019.
GLP-Anhängerinnen weniger motiviert
Vor vier Jahren waren gemäss Befragung vier von fünf Wahlberechtigten der Ansicht, dass der Ausgang der Wahlen für die Zukunft der Schweiz (sehr) wichtig sei, die Hälfte betrachtete ihn gar als sehr wichtig. Dieser Anteil ging dieses Jahr zurück, nur noch vierzig Prozent finden, dass der Ausgang der Wahlen sehr wichtig sei, ein Drittel findet es eher wichtig.
Der Rückgang der Dringlichkeit sei auf der linken Seite grösser als auf der rechten, kommt das Wahlbarometer zum Schluss. Entsprechend anspruchsvoller dürfte dieses Jahr die Mobilisierung im linken Lager sein.
Besonders markant ist der Rückgang in der Einschätzung der Wichtigkeit der Wahlen bei der Basis der Grünliberalen. Ihre Anhänger wiesen den tiefsten Zustimmungswert bei dieser Frage auf.