Die Kraftwerke Oberhasli haben am Dienstag beim Kanton Bern das Konzessionsgesuch für die Vergrösserung des Grimselsees eingereicht. «Es ist essenziell, beim Ausbau der Energiespeicher nun vorwärts zu machen», sagte KWO-Chef Daniel Fischlin.
Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) betreiben eine der komplexesten Wasserkraftanlagen im Alpenraum, wie Fischlin laut Mitteilung des Unternehmens vom Dienstag ausführte. «Es ist absolut sinnvoll, dieses System weiter auszubauen. Wir brauchen diesen Strom und auch die Flexibilität unserer Anlagen für eine sichere Stromversorgung in der Schweiz.»
Energieinhalt fast verdoppeln
Die KWO wollen die beiden Staumauern Seeuferegg und Spitallamm um 23 Meter erhöhen. Damit soll das Fassungsvermögen des seit fast 100 Jahren bestehenden Grimselstausees von heute 94 Millionen Kubikmeter auf 170 Millionen Kubikmeter gesteigert werden. Der Energieinhalt steigt von 270 auf 510 Gigawattstunden.
Das Wasser für den Betrieb der Kraftwerke Oberhasli fällt zu 90 Prozent in den Sommermonaten an. Dann also, wenn aufgrund des Zubaus von Wind- und Sonnenenergie bereits viel, teilweise überschüssiger, Strom vorhanden ist. Versorgungstechnisch sei es daher sinnvoll, den grösseren Teil der Verarbeitung in die Wintermonate umzulagern. Dazu leiste das Grimselprojekt einen Beitrag.
235 Millionen Franken
Die Investitionskosten werden mit rund 235 Millionen Franken veranschlagt. Die Spitallammmauer ist eine Bogenstaumauer aus den 1930-er Jahren. Weil sie Sanierungsbedarf hatte, ersetzen die KWO diese Mauer derzeit. Die neue Mauer ist so berechnet, dass sie erhöht werden kann. Die alte Spitallammmauer soll dereinst im Wasser versinken.
Die Seeufereggsperre ist eine Gewichtsstaumauer und muss nicht nennenswert saniert werden. Sie kann lediglich erhöht werden. Erhält der Höherstau des Grimselsees den behördlichen Segen, muss auch die Grimselpassstrasse auf einer Länge von rund 700 Metern verlegt werden.
Die KWO wollen für ihr Projekt die Schwemmebene vor dem Unteraargletscher nutzen. Dieser hat sich um rund 2,5 Kilometer zurückgezogen.
Zweite Eingabe
Die Erhöhung der Grimselstaumauer hat eine lange und umstrittene Geschichte. So ist dies nach 2010 schon die zweite Eingabe des Gesuchs. Das erste Gesuch ging bis vor das Bundesgericht, wo zwei Umweltschutzorganisationen – unter anderem Aqua Viva – Recht bekamen. Derzeit verhandeln die Betreiber mit verschiedenen NGOS um die Kompensation der Auswirkungen auf Natur und die Landschaft. «Die Verhandlungen über die konkreten Gegenstände dieser zusätzlichen Ausgleichsmassnahmen werden parallel zum laufenden Konzessionsverfahren weitergeführt.»
Das Projekt ist eines jener 16 Projekte, die auch im Stromgesetz stehen, über das die Schweiz am 9. Juni abstimmt. Es ist jenes, dass am meisten zusätzliche Stromspeicherung bringt. An einem Runden Tisch mit Vertretern der Umweltschutzorganisationen hatte man sich diese Projekte geeinigt.
Auch diesem Projekt dürfte Widerstand erwachsen, etwas vom Grimselverein, der sich für den Erhalt der Landschaften einsetzt. So ist auch noch unklar, wann erstmals mehr Wasser gestaut wird. Bei einer Umfrage des Bundesamts für Energie im Rahmen der Parlamentsdebatte rund um das Stromgesetz gingen die Projektanten von einer Bauzeit von sechs Jahren aus. Wenn es also keine Einsprachen gibt, ist die früheste Inbetriebnahme 2031.