Auch 2024 werden die Krankenkassen-Prämien der Grundversicherung stark ansteigen. Um 6 Prozent, so die Prognose des Vergleichsdienstes Comparis. Schon dieses Jahr mussten die Versicherten einen Anstieg um durchschnittlich 6,6 Prozent verkraften.
Die Gründe für den Anstieg sind vielfältig: Die Reserven wurden abgebaut, die Spitäler wollen mehr Geld, der Bürokratieaufwand ist riesig, günstige Medikamente sind teils nicht lieferbar und auch mehr Psychotherapien schlagen zu Buche. Zudem lassen sich laut Comparis-Experten mehr verunsicherte Personen mit diffusen Beschwerden untersuchen.
Junge gehen öfter zum Arzt
«Patienten überrennen die Arztpraxen», titelt auch die «NZZ». Die Anzahl der Patientinnen und Patienten pro Arztpraxis ist demnach im Jahr 2022 auf ein Allzeithoch gestiegen. Über alle Fachgruppen hinweg stieg die Zahl auf über 1000 Patientinnen und Patienten pro Praxis, wie eine Auswertung der Ärztegesellschaft FMH zeigt. Im Vergleich zu 2017 beträgt der Anstieg rund 15 Prozent.
Besonders oft aufgesucht wurden Hausärztinnen und Kindermediziner. Gut vier Fünftel der 26- bis 35-Jährigen bezogen zudem letztes Jahr Leistungen der Grundversicherung, wie eine Auswertung der Sanitas-Kunden belegt.
Zunehmende Verunsicherung
FMH-Vorstandsmitglied Urs Stoffel begründete die Entwicklung auch mit einer zunehmenden Verunsicherung bezüglich des persönlichen Gesundheitszustandes. Das Gesundheitsbewusstsein habe sich gerade bei den Jungen nachhaltig verändert – auch wegen der Corona-Pandemie. Gemäss Stoffel scheint ein gewisser Pragmatismus im Umgang mit medizinischen Bagatellen verloren gegangen zu sein. Der Zustrom führt bei vielen Praxen zu Überlastung.
Auch der oberste Hausarzt Philippe Luchsinger hält den Faktor Verunsicherung für relevant. Allerdings geht er davon aus, dass auch schlicht mehr Leute krank sind und entsprechende Behandlungen benötigen.
Interessant: Die Kosten pro Arztbesuch gingen 2022 leicht zurück. Ein Grund dafür sei, dass für den einzelnen Patienten weniger Zeit bleibe. Dazu Luchsinger in der «NZZ»: «Wir haben also sehr effizient gearbeitet und damit dem Gesundheitswesen Geld gespart, sogar mit weniger personellen Ressourcen.» (rus)