Grün, grüner, am grünsten! Geht es nach der Umweltschutz-Organisation Umverkehr, werden die Städte noch stärker auf Öko getrimmt. Ziel: ein besseres Stadtklima – gerade auch angesichts steigender Temperaturen aufgrund des Klimawandels.
Die Klimaaktivisten machen in den Städten Druck mit jeweils zwei lokalen Volksinitiativen. «Bäume statt Asphalt», lautet das Motto des ersten Volksbegehrens. Die Idee: Jedes Jahr werden 0,5 Prozent der Strassenfläche in Grünraum mit vielen Bäumen umgewandelt. Damit erhoffen sich die Initianten mehr Lebensqualität.
Auch das zweite Begehren zielt auf eine Reduktion von Parkplätzen und Autostrassen – ebenfalls um jährlich 0,5 Prozent. Stattdessen sollen Fuss- und Velo- sowie der öffentliche Verkehr mehr Platz bekommen.
Mehr Platz für Grünflächen oder Gastronomie
«Das Kernstück der Stadtklima-Initiativen ist die konsequente Förderung von flächeneffizienten Fortbewegungsformen», sagt Umverkehr-Geschäftsführer Silas Hobi zu Blick. «Das ermöglicht, dass sich mehr Menschen auf weniger Fläche bewegen können.» Dadurch werde Platz frei für Grünflächen, Bäume, Boulevardgastronomie oder Aufenthaltsräume für die Bevölkerung. «Mit den Stadtklima-Initiativen möchten wir diesen Paradigmenwechsel in Schweizer Städten etablieren», so Hobi.
In den Städten Basel, Genf, St. Gallen, Winterthur und Zürich wurden die Volksbegehren schon eingereicht. Und zeitigen erste Erfolge. «In St. Gallen wurde ein entsprechender Gegenvorschlag bereits beschlossen und die Stadt muss in den nächsten 10 Jahren 200'000 Quadratmeter Strassenfläche umwandeln», berichtet Hobi. Und: «Basel, Genf, Winterthur und Zürich sind zurzeit an der Ausarbeitung von Gegenvorschlägen.»
Jetzt folgt auch Bern
Nun legen die Klimaaktivstinnen in weiteren Städten nach. In Chur und Bern geht die Unterschriftensammlung diese Woche los.
In der Bundesstadt wurde die Zielsetzung in eine einzige Initiative gepackt. Und dies sogar mit noch ehrgeizigeren Vorgaben. So sollen in den nächsten 10 Jahren nicht nur 5 Prozent der Strassenräume entsiegelt und begrünt werden, sondern auch gleich 10 Prozent in «zusätzliche Begegnungszonen, Flächen für den Fuss- und Veloverkehr sowie öffentliche Räume mit hohe Aufenthaltsqualität» umgewandelt werden, wie es im Initiativtext heisst. Insgesamt würden also 15 Prozent der Strassenflächen umgewandelt.
Der Startschuss in Bern freut Hobi besonders: «Für uns ist es sehr wichtig, dass die Initiative auch in der symbolträchtigen Hauptstadt zur Anwendung kommt», sagt er. «Wir sind überzeugt, dass das Anliegen der Initiative, wie in anderen Städten auch, den Zeitgeist trifft und dem Bedürfnis der Bevölkerung entspricht.»
Ein Tropfen auf den heissen Stein?
Doch sind die lokalen Initiativen angesichts des globalen Klimawandels nicht bloss ein Tropfen auf den heissen Stein? «Zur Abwendung der Klimakrise bedarf es Massnahmen und Lösungsansätze auf allen Ebenen», winkt Hobi ab.
Nach dem Scheitern des CO2-Gesetzes sei es wichtig, dass die Städte eine Vorbildfunktion bezüglich Klimaschutz einnehmen würden. Die Stadtklima-Initiativen würden den bereits bestehenden Bestrebungen Rückenwind geben.
«Ausserdem bekämpfen sie die Ursachen und die Folgen des Klimawandels», betont Hobi. Die Verlagerung des Autoverkehrs auf den ÖV, Fuss- und Veloverkehr reduziere den Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen. «Und die Zunahme von Grünflächen mit Bäumen kühlt die Städte an Hitzetagen deutlich ab und führt so zu einem angenehmen Stadtklima und weniger Hitzeschlägen.»