Stadtklima-Initiativen lanciert
Zehn Prozent der Strassen sollen weg – für die Kühlung

Die Städte leiden besonders unter steigenden Temperaturen. Für Abhilfe sollen zwei Initiativen sorgen, die in verschiedenen Städten lanciert werden. Zehn Prozent der Strassenfläche sollen umgewandelt werden.
Publiziert: 28.04.2021 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 28.04.2021 um 14:02 Uhr
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Die Stadtklima-Initiativen werden in verschiedenen Städten lanciert – diese Woche startet die Unterschriftensammlung in Zürich (im Bild), Winterthur und Genf.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Grün, grüner, am grünsten! Geht es nach der Umweltschutz-Organisation Umverkehr, werden die Städte noch stärker auf Öko getrimmt. Ziel: ein besseres Stadtklima – gerade auch angesichts steigender Temperaturen aufgrund des Klimawandels.

Zwei städtische Volksinitiativen sollen Abhilfe schaffen. Am Mittwoch startet die Unterschriftensammlung dafür in Zürich, am Donnerstag auch in Winterthur ZH und Genf.

Bäume sorgen für Abkühlung

«Bäume statt Asphalt», lautet das Motto des ersten Volksbegehrens. Die Idee: Jedes Jahr werden 0,5 Prozent der Strassenfläche in Grünraum mit vielen Bäumen umgewandelt. Damit erhoffen sich die Initianten mehr Lebensqualität.

«Die Hitzebelastung ist in Städten besonders gross und wird in den kommenden Jahren massiv zunehmen», sagt Umverkehr-Geschäftsleiter Silas Hobi. Tatsächlich werden Städte im Sommer immer stärker zu Glutöfen. Denn Beton und Asphalt speichern die Wärme, hinzu kommen dichte Bebauung, Abwärme von Gebäuden, wenig Vegetation und Luftschadstoffe. Das Bundesamt für Umwelt spricht von «städtischen Hitzeinseln».

Mit der Initiative werde die Bevölkerung vor der Hitze geschützt, so Hobi. «Ein Baum macht in seiner lokalen Umgebung einen Temperaturunterschied von fünf bis sieben Grad aus», sagt er. «Bäume verändern nachweislich das Stadtklima. Unsere Initiative sorgt dafür, dass unsere Städte cool bleiben.»

Mehr Platz für Velos und Fussgänger

Auch das zweite Begehren zielt auf eine Reduktion von Parkplätzen und Autostrassen – ebenfalls um jährlich 0,5 Prozent. Stattdessen sollen Fuss- und Velo- sowie der öffentliche Verkehr mehr Platz bekommen.

Auch dieses Begehren sehen die Initianten als Beitrag zu mehr Klimaschutz und zur Anpassung der Städte an den Klimawandel. «Das ist dringend nötig», sagt die Zürcher SP-Gemeinderätin Simone Brander. «Denn der Verkehr, und insbesondere der Autoverkehr, ist nach wie vor der grösste CO2-Emittent der Schweiz.»

Innerhalb von zehn Jahren sollen mit den beiden Initiativen also insgesamt zehn Prozent der Strassenfläche umgewandelt werden. «Der urbane Raum kommt durch das Bevölkerungswachstum immer stärker unter Druck, gleichzeitig verzichten immer mehr Städter auf ein eigenes Auto», so Hobi. «Mit unserer Initiative wollen wir den Strassenraum nicht nur neu, sondern auch fair verteilen.»

In St. Gallen stehen die Initiativen schon

Nicht nur Zürich und Winterthur sollen grüner werden, auch in weitere Städten werden die beiden Initiativen lanciert. Vorreiterin ist dabei die Stadt St. Gallen: Hier wurden die Initiativen schon letzten November eingereicht. In Basel läuft die Unterschriftensammlung ebenfalls schon länger. Und in Bern werden die beiden Initiativen 2022 lanciert.

Zudem plant auch die neue Berner SP-Gemeinderätin Marieke Kruit Massnahmen, um die Stadt hitzeverträglicher zu machen, wie sie unlängst vor den Medien sagte.

Je nach Stadt steht eine breite Allianz an links-grünen Parteien und Umweltorganisationen hinter dem Begehren. Mit dabei sind etwa Grüne, SP und Juso sowie Organisationen wie VCS, Pro Velo und WWF.

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