Niemand wollte mit SVP-Köppel über Rassismus diskutieren
2:13
SRF bläst Sendung wieder ab:Keiner wollte mit SVP-Köppel über Rassismus reden

SRF bläst Sendung wieder ab
Niemand wollte mit SVP-Köppel über Rassismus diskutieren

Radio SRF lud Roger Köppel ein, um über das Thema Rassismus zu reden. Doch mit dem SVP-Nationalrat mag niemand eine Debatte führen. Köppel ist empört – die andere Seite allerdings auch.
Publiziert: 16.06.2020 um 21:16 Uhr
|
Aktualisiert: 25.09.2020 um 14:35 Uhr
1/7
SVP-Nationalrat Roger Köppel wurde von Radio SRF wieder aus einer geplanten Sendung ausgeladen.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Nach der aus dem Ruder gelaufenen «Arena» ist für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) das Thema Rassismus nicht ausdiskutiert. Auch die SRF-1-Radiosendung «Forum» wollte sich am Donnerstag der derzeit allgegenwärtigen Debatte widmen. Einer der Gesprächsgäste in der stündigen Livesendung sollte SVP-Nationalrat Roger Köppel (55) sein.

Köppel: «Das ist absurd»

Doch jetzt hat SRF Köppel wieder ausgeladen. Der Grund: Keiner will mit dem SVPler diskutieren. Die angefragten Gäste – Schwarze, laut Köppel – hätten sich nicht der Debatte stellen wollen, twitterte der Politiker und «Weltwoche»-Verleger. Der Moderator habe ihm dies am Telefon mitgeteilt, erzählt er auf Nachfrage. SRF habe die Sendung zu diesem Thema deshalb abgeblasen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die Reaktion von SRF fndet Köppel «beschämend». Es sei absurd, dass sich der gebührenfinanzierte Sender diktieren lasse, mit wem er reden dürfe, meint er.

Gast stellte tatsächlich Bedingung

Eine derjenigen, die nicht mit Köppel diskutieren wollten, ist Anja Glover (27). Wie die Journalistin und Geschäftsführerin einer Kommunikationsagentur auf Instagram schreibt, hätte sie gerne an der Sendung teilgenommen.

Sie habe aber die Bedingung gestellt, dass sich der Gegner «mit der Thematik befasst haben» sollte. Er müsse «verstehen, was eine Argumentation ist, und nicht rassistisch beleidigend sein». Auf Köppel trifft dies aus Sicht Glovers eindeutig nicht zu. Sie habe deshalb abgesagt. «Was für eine schwierige Entscheidung», schreibt sie.

Glover möchte eine sachliche Debatte

Gegenüber BLICK möchte sie sich nicht weiter dazu äussern. Auf Instagram macht sie aber deutlich, dass sie sich wünscht, dass eine sachliche Diskussion zum Thema geführt wird. «Wir wollen darüber reden, wie wir gegen Rassismus vorgehen können und nicht bei polarisierenden Debatten dafür kämpfen, dass wir erklären dürfen, worum es eigentlich geht.»

Im Netz bekommt Glover für ihren Entscheid viel Zuspruch. Dass das SRF Köppel einlud – und das nach dem «Arena»-Debakel – wird harsch kritisiert. «Ich bin schockiert, hässig und konsterniert», schreibt beispielsweise Bloggerin Kafi Freitag. «Für solchen Bullshit soll ich Gebühren zahlen?»

«Um ausgewogene und faire Diskussion bemüht»

SRF bestätigt, dass eine Sendung zum Thema «Diskriminierung in der Sprache» geplant gewesen sei. «In der Regel werden im Vorfeld solcher Sendungen verschiedene Gespräche mit potenziellen Diskussionsteilnehmenden geführt, darunter auch mit Anja Glover und Roger Köppel», teilt SRF mit. Und betont: Man sei grundsätzlich «stets um eine ausgewogene und faire Diskussion bemüht».

Nach der Absage Glovers habe die «Forum»-Redaktion bis jetzt keinen passenden Diskussionspartner gefunden. Deshalb habe man entschieden, «die Sendung neu zu konzipieren».

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Derzeit sind keine Kommentare verfügbar.