Bereits vor der Ausstrahlung war die Empörung gross, dass in der «Arena» zum Thema «Jetzt reden wir Schwarzen» drei der vier Hauptgäste weiss sind. Und auch nachdem die Sendung über den Äther gegangen ist, reisst die Kritik nicht ab. Noch während der Diskussion gab das in die hintere Reihe gesetzte Juso-Mitglied Angela Addo zu Protokoll, nicht über die Teilnahme einer weissen SVP-Vertreterin in der ersten Reihe informiert worden zu sein. «Sie haben mir das verheimlicht», sagte sie vor laufenden Kameras. Sandro Brotz (50) dementiert diesen Vorwurf im Interview mit BLICK.
BLICK: Die Gästebesetzung der gestrigen «Arena» wurde bereits vorab heftig diskutiert. Wie passt es zum Sendethema «Jetzt reden wir Schwarzen», dass drei der vier Hauptgäste im engen Diskussionskreis weiss sind?
Sandro Brotz: Wir haben das Thema Rassismus als wichtig und relevant erachtet und insgesamt fünf schwarze Menschen zu Wort kommen lassen – davon drei im Studio selbst. Demgegenüber standen drei weisse Gäste im Studio und ein Zugeschalteter. Zudem habe ich – und das war von Anfang so geplant – die Runde noch in der Sendung selbst ausgewechselt, um genau diese Problematik der Sichtbarkeit zum Thema zu machen.
Inwiefern können Sie die Kritik an der Diskrepanz zwischen Diskussionstitel und Gästeauswahl nachvollziehen?
Ich kann die Kritik insofern nachvollziehen, als dass die Erwartungshaltung offensichtlich eine andere war, und ich bedaure das. Umso mehr, als dass es unsere klare Absicht war, schwarzen Menschen eine Stimme zu geben – sowohl in der Hauptrunde als auch in der sogenannten Loge und bei den zugeschalteten Akteuren wie Fussballer Manuel Akanji.
Angela Addo warf der «Arena»-Redaktion während der laufenden Sendung vor, die Diskussionsteilnahme der SVP verheimlicht zu haben. Was sagen Sie dazu?
Das trifft nicht zu, und ich weise diesen Vorwurf in aller Form zurück. Angela Addo hat von uns sowohl mündlich als auch in der schriftlichen Einladung erfahren, dass Gabriella Binkert die Präsidentin der SVP Val Müstair ist. Sie war zudem über alle weiteren Gäste und deren Funktionen informiert. Unser Bestreben war es, aufzuzeigen, dass es innerhalb der Community der schwarzen Menschen auch unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wie gegen Rassismus vorgegangen werden soll. Gabriella Binkert war in erster Linie nicht als SVP-Vertreterin eingeladen – so wie auch bei Angela Addo nicht ihre Juso-Mitgliedschaft im Zentrum stand. Es war mein Ansinnen, dem Publikum zwei Frauen mit völlig unterschiedlichen Lebensgeschichten näher zu bringen.
Gab es Überlegungen, ein rein schwarzes Diskussionspanel zu machen?
Wir haben im Vorfeld der Sendung – wie dies bei jeder «Arena» geschieht – intensiv über alle möglichen Formen der Zusammensetzung der Runde gesprochen. Für mich war zentral, dass schwarze Menschen ihre Erfahrungen mit Rassismus teilen können und über Ansätze im Kampf gegen Rassismus diskutiert wird. Dass dabei in einer «Arena» selbstverständlich alle demokratisch legitimierten Kräfte zu Wort kommen, versteht sich von selbst.
Von Diskriminierung sind nicht nur schwarze Menschen betroffen. Inwiefern wurde überlegt, auch andere Minderheiten in der Sendung zu Wort kommen zu lassen?
Völlig einverstanden, dass auch Menschen anderer Herkunft von Rassismus betroffen sind. Das wäre eine Sendung für sich. Unser Fokus war aber, die Debatte aufzunehmen, die nach dem brutalen Tod von George Floyd auch in der Schweiz entstanden ist.
Was für ein Fazit ziehen Sie nach der gestrigen «Arena?»
Ich nehme die kontroverse Diskussion darüber selbstverständlich zur Kenntnis und auch ernst. Nochmals: Wir wollten mit dieser «Arena» eine aktuelle Debatte aufnehmen und ein Zeichen setzen. Dass dies beim Publikum nicht nur so angekommen ist, schmerzt mich auch für das Team der «Arena».
Was würden Sie rückblickend gesehen anders machen?
Man kann jede Sendung besser machen. Ich bin selbstkritisch genug, um die jetzt zur Diskussion gelangten Punkte aufzunehmen und bei nächsten Sendungen einfliessen zu lassen. Es war mir bewusst, dass Rassismus ein anspruchsvolles Thema für die «Arena» ist. Das darf und kann uns nicht davon abhalten, es zu debattieren. Mir war wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen und aufeinander zugehen. Das ist leider nur teilweise geglückt.