Direktor Uwe E. Jocham per sofort abgesetzt
Knall am Inselspital

Beim grössten Spitalbetreiber der Schweiz hat es geknallt: Der Verwaltungsrat der Inselgruppe hat entschieden, Direktor Uwe E. Jocham und den medizinischen Direktor Urs P. Mosimann per sofort abzusetzen. Hintergrund sind finanzielle Probleme und Mobbing-Vorwürfe.
Publiziert: 16.05.2024 um 18:01 Uhr
|
Aktualisiert: 17.05.2024 um 08:50 Uhr
1/5
Die Berner Inselgruppe steckt in einer tiefen Krise.
Foto: KEYSTONE/MARCEL BIERI
sda-logo_g.jpeg
SDASchweizerische Depeschenagentur

Nach monatelangem Streit mit der Belegschaft hat der Verwaltungsrat der Inselgruppe reagiert: Der Direktor Uwe E. Jocham und der medizinische Direktor Urs P. Mosimann müssen gehen. Interimistisch übernehmen Christian Leumann, Rektor der Uni Bern und Verwaltungsratspräsident Bernhard Pulver die Leitung der grössten Spitalgruppe der Schweiz. Das teilte die Insel am Donnerstagabend mit.

Er sei überzeugt, dass es für die nächste Etappe eine Unternehmensspitze brauche, welche die Mitarbeitenden und insbesondere das Kader hinter sich zu vereinen und zu motivieren verstehe, teilte der Verwaltungsrat der Insel Gruppe mit.

Mobbing-Vorwürfe nach Umstrukturierung

Die Inselgruppe steckt seit Monaten in einer tiefen Krise. Insbesondere musste sich die Spitalleitung Kritik zur Betriebskultur gefallen lassen: Es gab Mobbingvorwürfe, die Rede war von einem Klima der Angst. Sogar das Kantonsparlament schaltete sich ein. Deren Geschäftsprüfungskommission (GPK) kam zum Schluss, dass die Widerstände und die Unzufriedenheit der Insel-Belegschaft unter anderem eng mit den laufenden Umstrukturierungen verbunden waren.

Insel-Direktor Jocham hatte dem Unternehmen zahlreiche Spar- und Umstrukturierungsmassnahmen verordnet. Die GPK hielt zwar auch fest, dass die Spitalgruppe nach der Einführung der Fallpauschalen gar nicht darum herumgekommen sei, das Unternehmen strukturell und finanziell neu aufzustellen. Doch dies lief offenbar nicht gut ab: Ende März meldeten sich 42 Klinikdirektoren und Chefärzte der Gruppe gar mit einem offenen Brief zu Wort und forderten mindestens je einen Vertreter der Ärzteschaft in der Spitaldirektion, im Verwaltungsrat und in der Fakultätsleitung. 

Rekordverlust und Patientenschwund

Zudem steht die Inselgruppe auch unter enormem wirtschaftlichen Druck: So war im März bekanntgeworden, dass die Gruppe 2023 einen Konzernverlust von 112,7 Millionen Franken geschrieben hat. Dies auch, weil sie Patienten verloren hat. 

Jetzt gehe es darum, das Potenzial des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems und des neuen Hauptgebäudes bestmöglich auszuschöpfen, schrieb die Gruppe am Donnerstag. Ebenso will sie die Organisation weiterentwickeln und die künftige Unternehmensstrategie umsetzen. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?