Opfer der Teuerung oder selber schuld?
Spitäler am Limit

Die Schweizer Spitäler sind tief in die roten Zahlen gerutscht. Schuld daran seien die Politik und die Krankenkassen, sagen sie. Preisüberwacher Stefan Meierhans widerspricht.
Publiziert: 29.04.2024 um 00:16 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2024 um 10:18 Uhr
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Spitzenmedizin ohne Spitzengewinne: Die Schweizer Spitäler schreiben rote Zahlen. Im Bild: Das Lausanner Unispital CHUV.
Foto: Keystone
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Sermîn FakiPolitikchefin

Berner Insel-Gruppe: minus 112,7 Millionen Franken. Kinderspital Zürich: minus 10,1 Millionen. Kantonsspital St. Gallen: minus 58,9 Millionen. Reihenweise weisen Schweizer Spitäler massive Verluste aus. Was ist da los? Die Teuerung hat zugeschlagen, erklärt Ronald Alder, stellvertretender Geschäftsleiter beim Verband Zürcher Krankenhäuser. Material, Energie und Personal seien teurer geworden, hinzu kämen dringende Investitionen, etwa für die IT.

«Wäre das Gesundheitswesen ein normaler Markt, würde man dann die Preise erhöhen», sagt Alder. Doch im Gesundheitswesen ist das nicht so einfach: Die Preise sind festgelegt. Und laut Alder seit Jahren nicht gestiegen, «weil Bund und Krankenkassen die Tarife gedrückt haben». Die Leidtragenden seien Patienten und Personal; der Spardruck treffe sie am härtesten.

Preisüberwacher kritisiert «übertriebene Investitionen»

Preisüberwacher Stefan Meierhans sieht das völlig anders. Er findet die Tarife «überhöht» und kritisiert, dass viele Spitäler noch grosse Bettenhäuser bauen würden, obwohl der Trend zu mehr ambulanten Behandlungen ginge. «Es sind die übertriebenen Investitionen, die dazu führen, dass Spitäler in Schieflage geraten, und weniger die laufenden Kosten», so Meierhans kürzlich in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Gemäss Alder hingegen führt die Preispolitik dazu, dass Spitäler nicht mehr kostendeckend betrieben werden können. «Im stationären Bereich beträgt die Kostendeckung der Zürcher Spitäler 92 Prozent, im ambulanten sind es gar nur 84 Prozent», rechnet er vor. Verluste sind da unausweichlich.

Ganz unschuldig sind Spitäler nicht

Und dann muss der Kanton einspringen, wie am Zürcher Kispi und in St. Gallen. Alder fordert, dass die Fallpauschalen und Taxpunkte – beide bestimmen den Preis einer Behandlung – erhöht werden. «Ziel muss es doch sein, Sorge zu tragen, dass weiterhin alle Zugang zum sehr guten Angebot haben.»

Ganz unverschuldet ist die Misere der Spitäler aber nicht. Dass etwa die St. Galler Spitäler nun auch noch eine hochspezialisierte Herzchirurgie wollen, stösst bei Experten auf grosse Kritik. Die Idee sei sachlich nicht begründbar, überflüssig und führe zu höheren Kosten.

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