Wahlkampf ist, wenn sich die Politikerinnen und Politiker unseres Landes sich von ihrer besten Seite zeigen. Und so langsam geht es los, um bis zum 22. Oktober genügend Wählerinnen und Wähler von sich zu überzeugen.
So auch Flavia Wasserfallen (44). Die Berner SP-Nationalrätin will in der nächsten Legislatur in den Ständerat. Damit ihre Sympathisantinnen und Sympathisanten sie besser kennenlernen können, hat sie Interessierte zu einer Stunde Yoga eingeladen.
Am Aareufer im Marzili, unweit vom Bundeshaus, gibt Wasserfallen ihre allererste Yogastunde. Die SP-Politikerin trainiert seit rund 20 Jahren die aus Indien stammenden Körper-und Geistesübungen. «Für mich ist es ein wichtiger Ausgleich vom stressigen Arbeits- und Familienalltag», so Wasserfallen.
Selbst unterrichtet hatte sie vorher aber noch nie. Blick liess es sich nicht nehmen, an der Stunde teilzunehmen und Wasserfallen aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen.
«Wehtun sollte es nicht»
Neun Frauen und ein Mann wollten an diesem Mittag beim sportlichen Event dabei sein. Selbst eine Berner FDP-Kandidatin hat sich unter die Teilnehmenden gemischt. Während die Teilnehmenden ihre mitgebrachten Yogamatten auf dem Rasen ausrollen, gibt die Lehrerin Entwarnung: «Nein, nein, während der Stunde reden wir nicht über Politik.»
Rund 40 Minuten führt Wasserfallen durch die von ihr vorbereitete Stunde. Dabei sind nicht nur entspannende Übungen angesagt, sondern auch einige atemraubende: «Ein bisschen ziehen darf es, aber wehtun sollte es nicht», so die Neo-Lehrerin zu ihren Schülerinnen.
Ob Wasserfallen durch die Übungen an Kräften gewinnt? Wir turnen den Sonnengruss, den herabschauenden Hund und den Baum, der einzige Mann stöhnt leise auf vor Anstrengung.
Balance finden mit Sport
Nach einer halben Stunde hat die Gruppe schon erstaunlich viel Gleichgewicht gefunden. Das wird sichtbar, als alle auf einem Fuss balancieren. «Mega gut», lobt Wasserfallen ihre Schülerinnen. Nach einer Entspannungsübung geht es über zum lockeren Picknick. Und damit dann doch noch zur Politik.
Eine der Teilnehmerinnen erzählt dabei, dass sie jeweils zwischen den Grünen und der SP hin und her schwanke. Möglicherweise hat ihr die Sportstunde geholfen, ihre Balance zu finden zwischen den beiden Linksparteien.