Der Schock im vergangenen Herbst war gross: Bei der Waadtländer Regierungsrätin Nuria Gorrite (53) wurde im September Brustkrebs diagnostiziert. Die SP-Politikerin musste operiert werden und sich einer Strahlentherapie unterziehen.
In wenigen Tagen wird sie an ihren Arbeitsplatz zurückkehren – voller Elan, wie sie in einem Interview sagt. «Natürlich geht man nicht unbeschadet aus einer Prüfung hervor, die einen mit dem eigenen Tod konfrontiert», so Gorrite gegenüber «24 heures». In ihrem Fall sei die Prüfung aber positiv verlaufen: «Die Konfrontation mit meinem Tod hat mich gestärkt.»
Es gehe ihr gut, die letzten Monate seien aber sehr fordernd gewesen. Im Juni verstarb ihre Mutter, die ebenfalls an Brustkrebs erkrankt war. Im September folgte dann ihre eigene Diagnose. «Im ersten Moment war ich fassungslos», erzählt sie. Dann aber habe sie sich schnell auf den Kampf eingestellt.
Dabei habe sie auch Widersprüche erlebt: Den Krebs habe sie gar nicht bemerkt, sie hatte keine Symptome – «ich war mir nicht bewusst, dass er mich bereits langsam tötete». Paradoxerweise seien es die Behandlungen gewesen, die sie geschwächt hätten.
Gorrite spricht so offen über ihre Krankheit, um aufzurütteln. Zwar sei es in ihrem Fall auch unmöglich, eine dreimonatige Abwesenheit zu verstecken. «Es war aber auch eine Art, der Bevölkerung zu sagen, dass wir als Politikerinnen und Politiker die gleichen Schwierigkeiten durchmachen und mit den gleichen Ängsten konfrontiert sind.»
Vorsorge soll früher bezahlt werden
Vor allem aber gehe es ihr darum: «Diese Krankheit darf kein Tabu sein.» Es sei Tatsache, dass sehr viele Frauen von Brustkrebs betroffen seien, leider auch immer mehr junge. Gorrite fordert daher, dass Krebsvorsorgeuntersuchungen nicht erst ab einem Alter von 50 Jahren von der Grundversicherung bezahlt werden.
Und sie appelliert an Arbeitgeber und das Umfeld von Erkrankten, Geduld zu haben. «Bei dieser Art von Krankheit gibt es ein Vorher und ein Nachher.» Manche Behandlungen seien schwer und führten zu dauerhafter Müdigkeit. Doch leider bestehe bei Krebs die Gefahr, dass die Unterstützung, die Patienten in der akuten Phase der Krankheit bekämen, später nachlasse. «Ich fühle mich zwar fit genug, um meine Arbeit wieder aufzunehmen, aber das gilt bei weitem nicht für alle Menschen, die eine solche Tortur durchmachen.» (sf)