Darum gehts
- Co-Präsidium wird in der Mitte zum Thema
- Das Modell hat Tücken, aber auch Vorteile
- SP-Co-Chefin Mattea Meyer gibt Tipps
Die SP machts vor: Seit über vier Jahren führt ein Co-Präsidium, bestehend aus Mattea Meyer (37) und Cédric Wermuth, (40) die Partei. Und dies durchaus erfolgreich. Das Duo harmoniert und ist sich in den grossen Linien einig.
Die geteilte Führung könnte nun auch bei der Mitte zum Thema werden. Besonders Mitte-Frauen zeigen Interesse an einem Co-Präsidium. Etwa die Zürcher Nationalrätin Nicole Barandun (56), welche diesbezüglich mit der Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chappuis (53) im Gespräch ist.
Auch Männer können sich die Variante vorstellen. «Die Parteispitze ist ein bisschen wie ein Teppichhändler, der viel in den Sektionen unterwegs ist. Eine solche Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen, hat durchaus Vorteile», sagt Nationalrat Reto Nause (53, BE), der selber mit einer Kandidatur liebäugelt. In der Fusionsphase sei es sinnvoll gewesen, sich auf einen Kopf zu konzentrieren. In der jetzigen Phase sei auch ein Co-Präsidium denkbar, so Nause. «Es hätte durchaus seinen Reiz, wenn jemand aus der Deutschschweiz und jemand aus der Romandie die Partei führen würden.»
Gewerbe-Regazzi skeptisch
Skeptisch gegenüber einer Doppelspitze zeigt sich Ständerat Fabio Regazzi (62, TI): «Egal, ob in einer Firma, einem Verband oder einer Partei: Ich halte es für richtig, dass immer nur eine Person an der Spitze steht und damit auch Verantwortung übernimmt und Klarheit schafft.» Als Unternehmer und Gewerbepräsident kennt er die Situation aus eigener Erfahrung.
Gerade in der Mitte mit ihrem breiten Spektrum könne es schwierig werden, wenn die Meinungen in einem Co-Präsidium auseinandergehen würden. «Bei einer SP mit ihrer Einheitsmeinung funktioniert das vielleicht, die Mitte hingegen hat mehrere Seelen in ihrer Brust», so Regazzi. «Da sind Meinungsverschiedenheiten unausweichlich.»
Tipps von SP-Meyer
Welche Tipps hat die SP-Spitze für die Mitte parat? «Ob ein Co-Präsidium klappt, hängt von den Personen ab», sagt Mattea Meyer. «Man muss sein Gegenüber mögen, wenn man so eng zusammenarbeitet. Und man muss ihm praktisch blind vertrauen und Kontrolle abgeben können.»
Es brauche auch eine gewisse Grosszügigkeit. «Man muss einander den Raum gönnen», so Meyer. «Und wenn Cédric öffentlich etwas anders formuliert, als ich es machen würde – oder umgekehrt –, muss man ein Auge zudrücken können.»
Natürlich sei auch eine andere Herangehensweise möglich, um ein Co-Präsidium zu bestimmen, indem es unterschiedliche Landesteile, Parteiflügel oder Geschlechter abdecken wolle. Meyer hält es aber für wichtig, dass man sich in den Grundfragen einig ist. «Sonst kommt es zu Reibereien, oder man wird gegeneinander ausgespielt.»
Eine Doppelspitze mache Sinn, wenn es für die Betroffenen zeitlich, aber auch emotional eine Entlastung bringe. «Ich bin froh, muss ich nicht allein über Problemen brüten und Lösungen finden», sagt Meyer. Und: «Ich habe den Entscheid, mit Cédric anzutreten, noch nie bereut.»
Findungskommission tagt
Ob für die Mitte ein Co-Präsidium grundsätzlich infrage kommt, wird sich am Donnerstag klären. Dann tritt die Findungskommission unter Ständerat Charles Juillard (62, JU) zu ihrer ersten Sitzung zusammen, um die nächsten Schritte und die Anforderungskriterien zu definieren.