Nachfolge von Gerhard Pfister
Diese Leute suchen den neuen Mitte-Chef

Wer folgt auf Gerhard Pfister an der Spitze der Mitte? Blick sagt, wer kandidieren will, wer es sich überlegt und wer abgesagt hat.
Publiziert: 19.03.2025 um 10:06 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2025 um 10:50 Uhr
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Ständerat Charles Juillard leitet die Findungskommission.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Gerhard Pfister tritt als Mitte-Präsident im Sommer zurück
  • Viola Amherds Rücktritt verändert die Ausgangslage für die Nachfolge
  • Entschieden wird am 28. Juni
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) tritt im Sommer nach neun Jahren auf dem Chefposten ab. Er war seit 2016 im Amt, hat die CVP zur Mitte gemacht und mit der BDP fusioniert. Am 28. Juni soll die Delegiertenversammlung in Biel seine Nachfolge bestimmen.

Dafür setzt die Partei nun eine Findungskommission ein, welche potenzielle Anwärterinnen und Anwärter auf Herz und Nieren prüfen sollen. Diese nimmt am 27. März mit einer konstituierenden Sitzung unter der Leitung von Ständerat Charles Juillard (62, JU) ihre Arbeit auf. Neben Juillard sitzen folgende Personen in der Kommission: Ständerätin Heidi Z'Graggen (59, UR), die Nationalräte Regina Durrer (53, NW), Marie-France Roth Pasquier (56, FR) und Giorgio Fonio (40, TI) sowie als aus den Kantonalparteien Kevin Brunold (GR), Jan Gnägi (BE) und Franziska Steiner-Kaufmann (SG). Damit ist die Findungskommission paritätisch mit Männern und Frauen zusammengesetzt, wie es die Mitte-Frauen gefordert hatten.

Im Anschluss an ihre erste Sitzung will die Findungskommission anlässlich eines Points de Presse über das Anforderungsprofil und die nächsten Schritte informieren. Dann wird auch klar, wann die Bewerbungsfrist für das Mitte-Präsidium endet. Erste Interessenten haben sich aber in Position für den Job gebracht. Blick sagt, wer sich bewerben will, wer eine Kandidatur offenlässt und wer bereits abgesagt hat. Die Übersicht.

Er will

Reto Nause (53): «Das wäre eine spannende Option», erklärte Reto Nause kurz nach dem Pfister-Rücktritt gegenüber Blick. Der Berner Nationalrat ist seit Anfang Jahr nicht mehr in der Stadtberner Regierung tätig. Mit seiner früheren Funktion als Generalsekretär der CVP Schweiz von 2001 bis 2008 bringt er langjährige Erfahrung in der Parteiarbeit mit. Als Berner sieht er einen Vorteil in seinem guten Draht zur Westschweiz. Gleichzeitig betont Nause, dass die Rolle des Parteipräsidenten aus seiner Sicht ein «Verschleissjob» sei – eine Herausforderung, die er aufgrund seiner Erfahrungen einschätzen kann. Er bereitet sich auf eine Kandidatur vor.

Sie überlegen es sich

Philipp Matthias Bregy (46): Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy überlegt sich eine Kandidatur. «Es wäre ein möglicher nächster Schritt», sagt er. Tritt der Walliser Nationalrat an, wäre er in der Favoritenrolle. Als Fraktionschef hat er sich einen Namen gemacht und er gilt als integrierende Person. Der Oberwalliser würde auch den Link zur Romandie schaffen. Wechselt er auf den Präsidentenstuhl, wäre der Weg frei für eine Frau an der Fraktionsspitze.

Nicole Barandun (56): Die Zürcher Nationalrätin Nicole Baradun ist seit 2011 Präsidentin der Zürcher Kantonalpartei und überlegt sich eine Kandidatur für die Pfister-Nachfolge. Gegenüber CH Media bekundet sie «grundsätzlich Interesse an einem Co-Präsidium». Das sei für sie eine Option. Und sie fasst bereits jemanden ins Auge für die Doppelspitze: die Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chappuis. Damit würde sich ein Mitte-Co-Präsidium aus Vertreterinnen jener Grosskantone in Deutsch- und Westschweiz zusammensetzen, in denen die Partei wachsen will. Barandun gilt als durchsetzungsfähig, was gerade angesichts der unterschiedlichen Parteiflügel ein Vorteil wäre. Allerdings ist sie erst seit 2023 in Bern.

Isabelle Chappuis (53): Die Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chappuis wurde wie Barandun erst 2023 gewählt. Ob sie für ein Co-Präsidium zur Verfügung stellt, lässt sie noch offen. «Ich schliesse ein Co-Präsidium nicht aus», erklärt sie aber gegenüber CH Media. Und sie bestätigt, dass sie mit Nicole Barandun darüber gesprochen hat.

Yvonne Bürgin (54): Die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin muss sich noch überlegen, ob sie allenfalls kandidieren will. «Ich habe noch nichts entschieden», sagt sie. Als Vizepräsidentin sei sie nahe dran und wisse, wie aufwändig das Präsidium sei. Komme hinzu, dass die Kandidierenden zur Parteistrategie passen sollten.

Simon Stadler (36): Der Urner Nationalrat Simon Stadler sitzt seit 2019 in der grossen Kammer. Er würde für einen Generationenwechsel stehen, der auch für ökologische Anliegen offen ist. Ein Entscheid steht noch aus.

Elisabeth Schneider-Schneiter (60): Die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter lässt offen, ob sie für eine Kandidatur zur Verfügung steht. Der Job an der Spitze der Partei sei spannend, und man trete in grosse Fussstapfen, sagt sie. Sie macht sich für eine Frauenkandidatur stark: «Die Mitte hat seit rund 20 Jahren keine Frau mehr an der Spitze unserer Partei. Es ist an der Zeit, das zu ändern», betont sie. «Es gibt viele Frauen in der Mitte-Partei, welchen ich diesen Job zutraue.» Die notwendigen Gespräche müssten erst noch stattfinden. Schneider-Schneiter politisiert seit Ende 2010 in der grossen Kammer.

Karin Stadelmann (39): Die Luzerner Kantonsrätin Karin Stadelmann wurde von den Mitte-Frauen als mögliche Nachfolgerin Pfisters ins Gespräch gebracht. Sie will aber zuerst die Frage geklärt haben, ob Kandidierende von ausserhalb der Bundeshausfraktion gesucht seien. «Wenn man gewillt ist, auch ein Modell ‹out of the box› zu prüfen, würde ich mir eine Kandidatur überlegen.»

Sie sagen ab

Martin Candinas (44): Mit dem Bündner Nationalrat Martin Candinas hat sich einer der meistgenannten Papabili rasch selber aus dem Rennen genommen. «Ich mache das nicht», sagte er gegenüber Blick. Er habe sich nach dem Rücktritt des ehemaligen Parteipräsidenten Christophe Darbellay (53) intensiv mit der Frage beschäftigt und sich dagegen entschieden. Er habe früher zehn Jahre lang im Parteipräsidium mitgearbeitet: «Das Thema ist für mich abgeschlossen.»

Isabelle Chassot (59): Die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot trat jüngst als Präsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit Suisse ins Rampenlicht. Sie will aber nicht Mitte-Präsidentin werden, wie sie gegenüber Radio Fribourg sagte. Sie sei auf «informelle Weise» angefragt worden, habe aber abgelehnt.

Stefan Müller-Altermatt (48): «Ich will sicher nicht Parteipräsident werden», diese klaren Worte wählt Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Seine familiäre Situation liesse sich mit diesem Amt ganz sicher nicht vereinbaren, sagte er gegenüber Blick. «Da würde ich weder der Familie noch der Partei einen Dienst erweisen.» Der Solothurner hat letztes Jahr ein Kind adoptiert.

Marianne Binder-Keller (66): Die Aargauerin Marianne Binder schaffte bei den letzten Wahlen den Sprung vom National- in den Ständerat und ist Teil des Parteipräsidiums der Mitte. Dort will sie bleiben, aber nicht als Chefin.

Marie-France Roth Pasquier (56): Die Freiburger Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier hat sich eine Kandidatur überlegt, kommt nun aber als Mitglied der Findungskommission nicht in Betracht.

Nicolò Paganini (58): Der St. Galler Nationalrat Nicolò Paganini sieht sich nicht im Vordergrund für die Pfister-Nachfolge. Er habe schon verschiedene andere Aufgaben, die er nicht aufgeben wolle, erklärt er seine Absage.

Priska Wismer-Felder (54): Die Luzerner Nationalrätin, die seit 2019 im Bundeshaus ist, steht für das Amt als Parteipräsidentin nicht zur Verfügung stehe.

Benedikt Würth (56): Der St. Galler Ständerat Benedikt Würth steht für eine Kandidatur nicht zur Verfügung.

Vincent Maitre (44): Der Mitte-Vizepräsident und Genfer Nationalrat Vincent Maitre tritt aus beruflichen Gründen nicht an. Er gehört seit 2019 dem Nationalrat an.

Lukas Engelberger (49): Abgesagt hat auch der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. Das Amt eines Parteipräsidenten sei mit den Aufgaben eines Regierungsrates nicht vereinbar, teilte er auf Anfrage mit. Namentlich in der Covid-19-Pandemie verschaffte er sich als Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz über seinen Kanton hinaus Bekanntheit.

Christina Bachmann-Roth (41): Mitte-Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth wünscht sich eine Frau an der Parteispitze. Es müsse jemand sein, die im Parlament sitzt. Man müsse aber auch für alternative Modelle wie ein Co-Präsidium offen sein. Sie hat sich überlegt, selber für ein Co-Präsidium anzutreten, schliesslich aber abgesagt.

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