Darum gehts
- Gerhard Pfister tritt als Mitte-Präsident im Sommer zurück
- Viola Amherds Rücktritt verändert die Ausgangslage für die Nachfolge
- Entschieden wird am 28. Juni
Mitte-Präsident Gerhard Pfister (62) tritt im Sommer nach neun Jahren auf dem Chefposten ab. Er war seit 2016 im Amt, hat die CVP zur Mitte gemacht und mit der BDP fusioniert. Am 28. Juni soll die Delegiertenversammlung in Biel seine Nachfolge bestimmen.
Die Bewerbungsfrist für Anwärterinnen und Anwärter läuft bis am 28. April. Für die Nomination sind die Kantone verantwortlich. Die Kandidaten – ob einzeln oder für ein Co-Präsidium – werden am 2. Mai von der Findungskommission angehört und auf Herz und Nieren geprüft. Die Kommission stellt dabei die Wählbarkeit fest, gibt aber keine Empfehlung ab.
Doch derzeit läuft alles auf Fraktionschef Philipp Matthias Bregy hinaus. Denn einer der letzten verbliebenen Kontrahenten im Rennen, der Berner Nationalrat Reto Nause, hat am Montag abgesacht. Hier ist die Übersicht.
Er will
Philipp Matthias Bregy (46): Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy steigt als Top-Favorit in den Ring. «Ja, ich kandidiere», kündigte er im Blick-Interview an. «Obwohl es durchaus eine grosse Herausforderung ist, in die Fussstapfen von Gerhard Pfister zu treten. Der Rollenwechsel vom Fraktions- zum Parteipräsidenten kann aber für die Partei insofern eine Chance sein, da er für Stabilität sorgt, weil ich bereits jetzt eine Führungsaufgabe in Bern wahrnehme.» Bregy ist in der Favoritenrolle. Als Fraktionschef hat er sich einen Namen gemacht und er gilt als integrierende Person. Der Oberwalliser würde auch den Link zur Romandie schaffen. Wechselt er auf den Präsidentenstuhl, wäre der Weg frei für eine Frau an der Fraktionsspitze.
Sie sagen ab
Reto Nause (53): Der Berner Nationalrat verzichtet auf eine Kandidatur für das Präsidium der Mitte Schweiz. Das gab seine Kantonalpartei am Montag bekannt. Nause hatte Anfang Januar Interesse an dem Job signalisiert, der durch den Rücktritt von Gerhard Pfister frei wird. Seinen Verzicht begründet er nun mit der Kandidatur von Philipp Matthias Bregy, dem Fraktionschef der Mitte im Bundeshaus.
«Bregy wird einen wirtschaftsfreundlichen, nachhaltigen und sozialen Mitte-Kurs weiterführen», wurde Nause im Communiqué seiner Kantonalpartei zitiert. «Es gibt keinen Grund, in ihm nicht einen Garanten für die erfolgreiche Mitte-Politik zu sehen.»
Nicole Barandun (56): Die Zürcher Nationalrätin Nicole Baradun ist seit 2011 Präsidentin der Zürcher Kantonalpartei und hat sich lange eine Kandidatur für die Pfister-Nachfolge überlegt. Für sie kam aber immer nur ein Co-Präsidium infrage. Weil sie dafür aber keinen Partner finden konnte, sagt sie nun ebenfalls ab und verzichtet auf eine Kandidatur. Das erklärte sie gegenüber CH Media.
Karin Stadelmann (39): Die Luzerner Kantonsrätin Karin Stadelmann ist Mitglied des Parteipräsidium und wurde von den Mitte-Frauen als mögliche Nachfolgerin Pfisters ins Gespräch gebracht. Nun sagt sie ab. Sie wolle sich weiter als Präsidentin der Mitte des Kantons Luzern, als Kantonsrätin und Mitglied im Parteipräsidium einbringen, schrieb sie auf Linkedin. «Es zeichnen sich starke Kandidaturen ab.»
Yvonne Bürgin (54): Die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin liess sich mehrere Wochen Zeit, um sich Gedanken zu machen. Nun sagte sie gemeinsam mit Simon Stadler ab, sie stehe für das Amt nicht zur Verfügung. Jedoch zeigt sie Interesse am Fraktionspräsidium in Bundesbern. Dieses wird frei, falls der bisherige Fraktionspräsident Philipp Bregy zum neuen Parteipräsidenten gewählt wird.
Simon Stadler (36): Der Urner Nationalrat Simon will nicht mehr Parteipräsident werden, sondern den Fokus weiter auf seine Arbeit in der Finanz- und der Verkehrskommission legen, wie er in einer Mitteilung schreibt. Gerade in diesen Kommissionen geht es auch für Uri um wichtige Themen. «Es ist wichtig, dass ich als einziger Nationalrat unseres Kantons, mich auch auf Urner Themen konzentriere, die national von grosser Bedeutung sind», wird Stadler zitiert. «Dazu gehören die Verkehrsprobleme auf der Nord-Süd-Achse am Gotthard und generell die Herausforderungen der Gebirgskantone.»
Elisabeth Schneider-Schneiter (61): Die Baselbieter Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter liess lange offen, ob sie für eine Kandidatur zur Verfügung steht oder nicht. Nun nimmt sie sich aber selber aus dem Rennen: «Ich überlasse das jüngeren Kräften. Werde aber daran arbeiten, dass es ein Präsidium wird, welches unsere Partei so positioniert, dass wir die Wahlen 2027 gewinnen und wir danach den Anspruch auf den zweiten Sitz der FDP haben und nicht die SVP», sagt sie zu Blick.
Isabelle Chappuis (53): Die Waadtländer Nationalrätin Isabelle Chappuis ist seit 2023 in der grossen Kammer und wurde für ein allfällige Co-Präsidium gehandelt. Dafür war sie mit Nicole Barandun im Gespräch. Schliesslich hat sie aber abgesagt.
Martin Candinas (44): Mit dem Bündner Nationalrat Martin Candinas hat sich einer der meistgenannten Papabili rasch selber aus dem Rennen genommen. «Ich mache das nicht», sagte er gegenüber Blick. Er habe sich nach dem Rücktritt des ehemaligen Parteipräsidenten Christophe Darbellay (53) intensiv mit der Frage beschäftigt und sich dagegen entschieden. Er habe früher zehn Jahre lang im Parteipräsidium mitgearbeitet: «Das Thema ist für mich abgeschlossen.»
Isabelle Chassot (59): Die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot trat jüngst als Präsidentin der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit Suisse ins Rampenlicht. Sie will aber nicht Mitte-Präsidentin werden, wie sie gegenüber Radio Fribourg sagte. Sie sei auf «informelle Weise» angefragt worden, habe aber abgelehnt.
Stefan Müller-Altermatt (48): «Ich will sicher nicht Parteipräsident werden», diese klaren Worte wählt Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Seine familiäre Situation liesse sich mit diesem Amt ganz sicher nicht vereinbaren, sagte er gegenüber Blick. «Da würde ich weder der Familie noch der Partei einen Dienst erweisen.» Der Solothurner hat letztes Jahr ein Kind adoptiert.
Marianne Binder-Keller (66): Die Aargauerin Marianne Binder schaffte bei den letzten Wahlen den Sprung vom National- in den Ständerat und ist Teil des Parteipräsidiums der Mitte. Dort will sie bleiben, aber nicht als Chefin.
Marie-France Roth Pasquier (56): Die Freiburger Nationalrätin Marie-France Roth Pasquier hat sich eine Kandidatur überlegt, kommt nun aber als Mitglied der Findungskommission nicht in Betracht.
Nicolò Paganini (58): Der St. Galler Nationalrat Nicolò Paganini sieht sich nicht im Vordergrund für die Pfister-Nachfolge. Er habe schon verschiedene andere Aufgaben, die er nicht aufgeben wolle, erklärt er seine Absage.
Priska Wismer-Felder (54): Die Luzerner Nationalrätin, die seit 2019 im Bundeshaus ist, steht für das Amt als Parteipräsidentin nicht zur Verfügung stehe.
Benedikt Würth (56): Der St. Galler Ständerat Benedikt Würth steht für eine Kandidatur nicht zur Verfügung.
Vincent Maitre (44): Der Mitte-Vizepräsident und Genfer Nationalrat Vincent Maitre tritt aus beruflichen Gründen nicht an. Er gehört seit 2019 dem Nationalrat an.
Lukas Engelberger (49): Abgesagt hat auch der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger. Das Amt eines Parteipräsidenten sei mit den Aufgaben eines Regierungsrates nicht vereinbar, teilte er auf Anfrage mit. Namentlich in der Covid-19-Pandemie verschaffte er sich als Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz über seinen Kanton hinaus Bekanntheit.
Christina Bachmann-Roth (41): Mitte-Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth wünscht sich eine Frau an der Parteispitze. Es müsse jemand sein, die im Parlament sitzt. Man müsse aber auch für alternative Modelle wie ein Co-Präsidium offen sein. Sie hat sich überlegt, selber für ein Co-Präsidium anzutreten, schliesslich aber abgesagt.