Bundesrat Albert Rösti (55) macht der SVP-Zentrale Sorgen. Der neue Energieminister tourt derzeit landauf, landab, um für das Klimaschutz-Gesetz zu werben, gegen das seine Partei vehement kämpft. Und Rösti ist ein «Gmögiger», der gerade in der SVP-Basis gut ankommt. Da könnte er bis zur Abstimmung vom 18. Juni gar den einen oder anderen SVP-Wähler zum Umdenken bringen.
Das will die SVP auf jeden Fall verhindern – nun auch in den sozialen Medien. Mit einem Video möchte die Partei ihre Wählerinnen und Wähler auf dem rechten Weg behalten. Die Kernbotschaft: Albert Rösti sagt nicht, was er wirklich denkt, wenn er öffentlich von einem Kompromiss spricht, den man auch als SVPler eingehen könne.
«Da lachen ja die Hühner!»
Während knapp drei Minuten erinnert die Partei im Video daran, dass Rösti als Bundesrat lediglich die Meinung der Landesregierung vertreten müsse. «Er muss gute Miene zum bösen Spiel machen. Da lachen ja die Hühner!» Schon in einer Medienmitteilung kritisierte sie unlängst: «Bundesrat Rösti erzählt das Gegenteil von Nationalrat Rösti.» Die Befürworter des Gesetzes sollen keinesfalls mit Aussagen des SVP-Bundesrats für ein Ja werben.
Tatsächlich hatte Rösti als Nationalrat das Gesetz bekämpft, gar das Referendum ergriffen. «Und: Albert Rösti hat mit am meisten Unterschriften gegen das Stromfresser-Gesetz gesammelt!», mahnen die Videomacher. Gezeigt werden gleichzeitig Ausschnitte aus früheren Reden, als Rösti noch als Nationalrat auftrat. Dabei feuerte er Breitseite um Breitseite gegen die Energiestrategie und das CO2-Gesetz seiner Vorgängerinnen Doris Leuthard (60, Mitte) und Simonetta Sommaruga (63, SP) ab.
Rösti unter der Bettdecke
Ob das Video ab Mittwoch in den sozialen Medien tatsächlich viral gehen wird, muss sich zeigen. Mit einer Länge von knapp drei Minuten dürfte es die Aufmerksamkeitsspanne eher strapazieren. Auch wirkt das Video etwas textlastig.
Die SVP-Werbebotschaft bleibt: «Lassen Sie sich nicht verunsichern», gibt uns das Video mit auf den Weg. «Unter der Bettdecke wird Albert Rösti auf dem Stimmzettel beim sogenannten ‹Klimaschutz-Gesetz› Nein schreiben, weil es ein Stromfresser-Gesetz ist!»
Rösti selber beschrieb seine Wandlung im Parlament kürzlich etwas anders: Bundesrat Rösti sei da halt einfach klüger geworden gegenüber Nationalrat Rösti. (dba)