Was wurde in der Schweiz schon über das langsame Impftempo geklagt. Doch bald, sehr bald soll alles besser werden. Nach einem Impfgipfel mit den Kantonen haben Gesundheitsminister Alain Berset (48, SP) und Bundespräsident Guy Parmelin (61, SVP) gute Nachrichten verkünden können: Zwischen April und Juli soll die Schweiz weitere acht Millionen Corona-Impfdosen von Pfizer und Moderna erhalten.
«Jeden Monat, den wir schneller impfen können, können wir Menschenleben retten», so Parmelin. Und Berset rechnet vor: Mit den bis März gelieferten oder zugesagten Mengen seien damit bis Ende Juli total 10,5 Millionen Dosen im Land. Und das reiche, um 75 Prozent der Erwachsenen zweimal zu impfen – was bereits eine optimistische Annahme der Impfbereitschaft ist.
Jetzt sind Kantone dran
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die zwei Hersteller Pfizer und Moderna den Impfstoff auch liefern. Mit Sabine Bruckner und Dan Staner sassen die Geschäfsführer der beiden Pharmafirmen mit am Tisch. Sie bekräftigten: Sie wollen alle möglichen Anstrengungen unternehmen, um ihre Lieferversprechen einzuhalten. Ein möglicher Stolperstein könnten allerdings die Exportrestriktionen für Impfstoffe in der EU sein.
Doch wenn alles glattläuft, kommt die grosse Menge bald. Aber für die vielen Millionen Pikse müssen auch die notwendigen Millionen Oberarme hinhalten. Das wird für die Kantone eine gewaltige Anstrengung. Die Botschaft des Bundes ist hier überdeutlich: «Jetzt seid ihr dran.» Berset betont: «Es geht nur mit den Kantonen.»
Diesen Ball nahm die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (39) als Vizepräsidentin der Gesundheitsdirektorenkonferenz gerne an. Die Kantone hätten viel mehr Impfkapazitäten, als bisher gefragt waren. «Wir wollen die Impfkampagne beschleunigen!», so die SP-Politikerin. Einige Kantone müssten zwar noch letzte Vorbereitungen treffen, doch grundsätzlich seien sie parat. «Nun können wir vernünftig planen», so Ruiz.
Spätestens Ende Juli den ersten Piks
Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorrechnet, ist für das Impftempo zentral, wie viele Menschen sich piksen lassen. Schon wenige Prozent mehr oder weniger Impfwillige haben einen wesentlichen Einfluss darauf, wie schnell die Impfwilligen durchgeimpft sind. Weiteren Einfluss hat auch, ob der Impfstoff von Astrazeneca noch zugelassen wird und damit noch mehr Stoff vorhanden ist oder nicht.
Das BAG arbeitet mit drei Szenarien – abhängig davon, ob sich 50, 60 oder 75 Prozent der Bevölkerung impfen lassen. Je höher der Anteil ist, desto eher verzögert sich auch die Kampagne. Im besten Fall – wenn sich nur jeder Zweite impfen lassen will und Astrazeneca zugelassen wird – haben so bis Mitte Juni bereits alle Impfwilligen ihren ersten Piks erhalten. Im langsamsten Szenario verschiebt sich dies bis Ende Juli.
Normalität in Sicht
Zwar gilt als gesichert, dass die Impfung schon etwa 14 Tage nach dem ersten Piks eine gewisse Schutzwirkung hat. Doch was nicht vergessen werdenj darf: Die zweite Dosis im Abstand von drei bis vier Wochen ist trotzdem nötig. Der volle Impfschutz tritt erst zirka zwei Wochen nach dem zweiten Piks ein. Jemand, der Mitte Juli die erste Dosis erhält, ist also erst Ende August voll geschützt. Ob man schon vorher wieder mit gutem Gewissen auf Reisen gehen darf, ist zurzeit noch unklar.
Ebenfalls nicht ganz klar ist, wann die Impfung für die breite Masse beginnen wird. Das dürfte letztlich auch vom einzelnen Kanton abhängen. Klar ist aber: Egal, ob Astrazeneca kommt, und egal, wie viele sich impfen lassen wollen – bis Ende April sollen alle Risikogruppen und besonders gefährdete Personen ihre erste Dosis erhalten haben. In vielen Kantonen sind zumindest die Bewohner von Altersheimen bereits geimpft, wie Ruiz betont.
Mit dem grossen Impfschub ist auch ein Ende der Corona-Massnahmen in Sicht – auch wenn es Sommer wird, bis es so weit ist. «Wenn alle Impfwilligen geimpft sind, werden wir die Massnahmen nicht aufrechterhalten», stellte Berset klar. Man könne diese nicht weiterführen für jene, die sich nicht impfen lassen wollen.